
Bezahlen mit dem Smartphone wird immer beliebter
12. August 2021 Veröffentlicht von Jana GreylingWer an einem lauen Sommerabend in einem der zahlreichen Cafés in der Stockholmer Innenstadt die Rechnung gern in extra umgetauschten schwedischen Kronen bezahlen möchte, könnte eine Enttäuschung erleben. Schilder mit der Aufschrift „Vi hantar ej kontanter“ häufen sich dort zunehmend – und lassen Kunden wissen, dass Bargeld nicht akzeptiert wird. Die Schweden arbeiten seit Jahren mit Hochdruck daran, das erste Land zu werden, das komplett ohne Bargeld auskommt.
In Deutschland versuchen die Menschen in der Corona-Krise, Zahlungen mit Bargeld so oft es geht zu vermeiden. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergeben. Drei Viertel der Befragten gaben an, lieber mit einer Karte, einem Smartphone oder einer Smartwatch zu bezahlen. Zugleich wünschen sich sieben von zehn Befragten (71 Prozent) mehr Möglichkeiten, um kontaktlos bezahlen zu können.
Die Gründe für diese Entwicklung sind u.a.:
- Wir leben seit Monaten in einer „kontaktlosen“ Welt. Die COVID-19-Krise hat das digitale Zahlen mit dem Smartphone befeuert und damit auch das Mobile Payment.
- Das Kaufverhalten der Menschen weltweit hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Besonders auffallend ist die Tatsache, dass immer mehr Verbraucher am liebsten auf ihrem Smartphone shoppen. Derzeit gibt es weltweit über 5,2 Milliarden Handynutzer.
- Die mobilen Wallets (digitale Brieftasche) auf dem Smartphone bieten den Vorteil, Versandadressen und Kreditkartendaten nicht jedes Mal neu eingeben zu müssen. Dies geschieht einmalig durch die sichere Speicherung dieser Daten. Das erleichtert das Bezahlen, ist bequem und bietet zudem eine höhere Sicherheit. Es wird erwartet, dass bis 2024 bis zu 4 Milliarden Nutzer über mobile Geldbörsen verfügen werden.
- 57% der Bundesbürger wollen ihre Zahlungen in fünf Jahren mobil abwickeln. Und 59% sind der Meinung, dass Mobile Payment ihnen den Einkauf erleichtert.
Was ist ein Mobile Wallet?
Als Mobile Wallet – also mobile Brieftasche – wird eine Softwareapplikation auf mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets zur Abwicklung von bargeldlosen Zahlungen bezeichnet. In einer mobilen Brieftasche können verschiedene digitale Zahlungskarten oder ein vorab zu zahlendes Guthaben hinterlegt werden. Die Mobile Wallet kann somit alle gängigen Bezahlmethoden ersetzen oder ergänzen – entweder durch Shop-eigene App-Lösungen oder durch Kooperationen mit Mobile-Payment-Anbietern. Aber auch im Bereich Couponing/Loyalty/Ticketing kann die Mobile Wallet die herkömmliche, „analoge“ Geldbörse ersetzen, indem sie beispielsweise digitale Tickets, Coupons oder auch Zugangscodes zu diesen enthält. Auch Identitäts- und Zugangskontrollen können darin gespeichert werden.
In China verdrängten bereits die mobilen Wallet-Lösungen auf dem Smartphone die Barzahlungen immer stärker. 76 Prozent aller Transaktionen im Jahr 2019 sind bereits über digitale Wallets getätigt worden.
Das Beispiel von Alipay zeigt, wohin die Reise geht. Alipay ist ein Bezahldienst im Internet und für das Smartphone. So können Alipay-Kunden via Smartphone bezahlen, ein Taxi rufen, Tickets kaufen oder Rechnungen und Strafzettel begleichen – und das alles über eine App auf dem Smartphone. Da in China Bank- und Kreditkarten wenig verbreitet sind, aber praktisch jeder Chinese ein Smartphone besitzt, hat sich mobile Payment als beliebteste Bezahlmethode durchgesetzt. Mit Verzögerung kommt nun diese Entwicklung zu Mobile Payments und Wallets auch in Deutschland an. Sechs von zehn Menschen in Deutschland würden einer Umfrage zufolge grundsätzlich häufiger mit Karte oder Smartphone bezahlen – allerdings gibt es eine Reihe von Hemmnissen. Beim Bäcker oder Metzger, im Taxi oder im Nahverkehr, aber auch in mancher Gaststätte sind Verbraucher nach eigener Erfahrung noch auf Bargeld angewiesen. 26 Prozent der mehr als 2000 vom Meinungsforschungsinstitut YouGov befragten Erwachsenen gaben an, sie würden Karte und Smartphone häufiger zum Bezahlen nutzen, “wenn es mehr Möglichkeiten gäbe”.
Mobile Payment und Mobile Commerce
Eine weitere Entwicklung begünstigt das Bezahlen mit dem Smartphone: das Kaufverhalten der Menschen weltweit hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Verbraucher nutzen zum Einkaufen nicht mehr Laptop oder PC, sondern das Smartphone. Bereits jetzt finden mehr als die Hälfte aller Online-Bestellungen weltweit mobil statt. Beim Kauf mit dem Smartphone spricht man von Mobile Commerce, kurz mCommerce – und der ist am Boomen. Die zunehmende Nutzung von Mobile Payment bedeutet jedoch nicht, dass Barzahlungen zumindest in naher Zukunft verschwinden oder nicht mehr verwendet werden, und dies liegt unter anderem an der Befürchtung, dass viele Benutzer immer noch mit dieser Methode bezahlen müssen. Tatsächlich scheuen sich in Spanien 74 % der Verbraucher zwischen 18 und 35 Jahren nicht davor, mit ihrem Smartphone zu bezahlen, aber nur 55 % der Nutzer über 55 Jahre würden es wagen, mit ihrem Handy zu bezahlen.
Der schwedische Zahlungsanbieter Klarna wollte wissen, wie viel Geld die Deutschen denn nun bei sich haben und ist dieser Frage im sogenannten „Cash Index“ nachgegangen. Die deutschlandweite, repräsentative Umfrage hat Folgendes gezeigt: „Ein Jahr nach der Pandemie tragen die Menschen weniger Bargeld bei sich als im Vorjahr.“
15 Prozent der Befragten geben an, gänzlich auf Bargeld beim Einkauf im Einzelhandel zu verzichten. Das trifft vor allem auf die junge Generation zu: Während 20 Prozent der 18- bis 24-Jährigen angeben, gar kein Bargeld mehr im Einzelhandel zu nutzen, sind es bei den Befragten über 55 Jahren nur 14 Prozent. Zudem zeigt die Studie, dass jeder Deutsche im Durchschnitt 77,80 Euro bei sich trägt.
Zum Vergleich: 2020 waren es noch 89,22 Euro. Und auch hier hat das Alter Einfluss auf die Payment-Präferenz: Je älter die Befragten sind, desto mehr Bargeld befindet sich in den Portemonnaies. Junge Konsumenten greifen dagegen auch schon bei Kleinbeträgen zu Karte oder Smartphone. Haben vergangenes Jahr nur 13 Prozent der 18- bis 24-Jährigen bei Beträgen von null bis fünf Euro alternative Bezahlmethoden genutzt, sind es dieses Jahr bereits 21 Prozent.
Der Trend hin zum kontaktlosem Bezahlen betrifft nicht nur die jungen Leute, sondern wird quer durch alle Generationen gefordert. So unterstützen 76 Prozent der 16- bis 29-Jährigen, 72 Prozent der 30- bis 49-Jährigen und 75 Prozent der 50- bis 64-Jährigen eine entsprechende Ausweitung. Auch unter den Menschen ab 65 Jahren wünscht sich eine deutliche Mehrheit von 62 Prozent mehr kontaktlose Bezahlmöglichkeiten.
Bezahlen mit dem Smartphone
In Europa am gebräuchlichsten ist die NFC-Technologie. Die Near-Field-Communication-Technik (auf Deutsch Nahfeldkommunikation) ist bei den meisten modernen Smartphones bereits standardmäßig eingebaut. So ein Chip ist nicht nur im Smartphone verbaut, sondern auch in Giro- oder Kreditkarten, mit denen sich kontaktlos bezahlen lässt. Bei dieser Zahlungsmethode können verschiedene Technologien verwendet werden, darunter NFC-Zahlungen und verschiedene Apps wie Android Pay, Google Pay, Apple Pay und andere hochsichere Wallets. Diese Apps müssen vorher entweder mit Geld aufgeladen oder mit einem anderen Zahlungsmittel verbunden werden.
Folgende Möglichkeiten gibt es:
- Guthabenkarten: Sie können in Verkaufsstellen wie einer Drogerie eine Guthabenkarte – beispielsweise für Google Pay – kaufen und dann einen Code in die App eingeben. Dann können Sie das Guthaben zum Einkaufen nutzen.
- Kreditkarten: Sie können Kreditkartendaten in der Bezahl-App hinterlegen. Damit funktioniert die App dann genauso wie eine Kreditkarte.
- Lastschriften: In einigen Apps ist es möglich, das eigene Girokonto zu hinterlegen. Die anfallenden Beträge werden dann einfach von dem Konto abgebucht.
Was bedeutet NFC?
NFC steht für Near Field Communication (Nahfeldkommunikation). Dahinter verbirgt sich eine Funktechnik mit kurzer Reichweite. NFC kann Daten zwischen zwei Geräten in einer Entfernung von 10 bis 20 cm austauschen. Die Geschwindigkeit ist dabei auf 424 Kilobits pro Sekunde beschränkt. Beide Geräte können sowohl Daten senden als auch empfangen. Die kurze Reichweite unterscheidet NFC von anderen Funkstandards wie beispiels-weise Bluetooth oder RFID. Bluetooth erzielt deutlich höhere Reichweiten. Die RFID-Technik weist auch eine geringe Reichweite auf, ein Gerät kann hier aber nicht gleichzeitig Sender und Empfänger sein. Hier gibt es in der Kommunikation immer nur eine Richtung.
Ob ein Händler die Technologie nutzt, erkennen Kunden an Hinweisen mit dem Funkwellen-Symbol. An der Kasse müssen sie dann das Smartphone entsperren, je nach Anbieter auch die App öffnen und an das Kartenlesegerät halten, bis eine Zahlungsbestätigung erscheint. Normalerweise ist nicht einmal die Eingabe der Pin am Terminal nötig. Das Entsperren des Handys reicht für die Legitimation aus. Eine Internetverbindung ist beim Bezahlen unnötig, denn Smartphones und Smartwatches halten für die Offline-Nutzung mehrere Bezahl-Token im internen Speicher in Reserve.
Das Gigaset GS290 beherrscht die Near Field Communication (NFC) für das kontaktlose Bezahlen und sind dank biometrischer Features bestens geschützt.
Der Fingerabdrucksensor und die Gesichtserkennung machen das Entsperren des GS290 besonders komfortabel und bequem. Diese Technologien sind schnell und sicher – das Telefon wird unverzüglich entsperrt, ohne die PIN eingeben zu müssen. Fingerabdrucksensor lässt sich außerdem durch Bildschirmseiten scrollen, ein eingehender Anruf annehmen oder die Kamera öffnen.
Welche Apps gibt es für kontaktloses Bezahlen?
Die Auswahl an Apps, mit denen man mobil mit dem Smartphone oder der Smartwatch zahlen kann, wird immer größer. Die Apps werden von Banken, Techfirmen, Zahlungsdienstleistern sowie Bonusdiensten angeboten. Eine Übersicht:
- Banken (z.B. Deutsche Bank Mobile, Paydirekt, Sparkassen-Wallet, Volksbanken Raiffeisenbanken, Commerzbank, N26, DKB, Comdirect, BW-Bank)
- Technologie-Unternehmen (z.B. Apple Pay, Google Pay, Samsung Pay, Garmin Pay, SwatchPay, Fitbit Pay)
- Zahlungsdienstleister (z.B. Paypal, Glase, VIMPay, Revolut)
Google Pay gibt es in Deutschland seit 2018. Zu den Partnern zählen Visa, Mastercard, Commerzbank mit Comdirect sowie die Onlinebanken N26 und Boon. Voraussetzung ist hierfür ein Smartphone oder eine Smartwatch, welches oder welche Android als Betriebssystem besitzt. Bei Google Pay können mehrere Kredit- und Debitkarten sowie das eigene Paypal-Konto hinterlegt werden.
Mobile Payment-Nutzer in Deutschland verwenden am häufigsten Google Pay (34 Prozent) oder Apple Pay (32 Prozent). 16 Prozent bevorzugen die mobile Bezahl-App ihrer Bank oder Sparkasse. Bei den 18- bis 29-Jährigen kommt am häufigsten Apple Pay (41 Prozent) zum Einsatz. Erstmals gaben in der aktuellen Umfrage 61 Prozent an, in den letzten 12 Monaten kontaktlos gezahlt zu haben. Im Jahr 2020 waren es 58 Prozent, 2019 noch 49 Prozent. Mehr als jeder Fünfte (21 Prozent) bezahlt inzwischen immer kontaktlos, wenn möglich. Die größten Vorteile sehen die User in der Schnelligkeit (50 Prozent), Hygiene (43 Prozent) und Einfachheit (42 Prozent).
Sicherheit
„Das Smartphone als Geldbörse ist sicherer als eine Plastikkarte,“ schrieb die Welt in einem Beitrag Anfang Juli. Denn technisch gesehen ist diese Form des Bezahlens sogar noch eine Spur sicherer als die Nutzung einer physischen Karte, da die Kartennummer nicht auf dem Gerät gespeichert werde. Smarte Mobilgeräte mit iOS- und Android-Systemen bieten einen Fingerabdruckscanner und einen Sprachassistenten zusammen mit einem KI-basierten Gesichtsscanner, um das Gerät zu entsperren oder sich bei einem E-Wallet anzumelden. Diese biometrischen Sicherheitsfunktionen helfen dabei, mobile Wallet-Zahlungen abzusichern und bieten Schutz vor Betrug und Diebstahl. Wird das Smartphone durch einen Fingerabdruck oder Gesichtsscan entsperrt, ist die hinterlegte Karte eindeutig dem Nutzer zugeordnet. Beim NFC-System übermittelt der Chip statt der hinterlegten Kartendaten einen Transaktionscode, den sogenannten Token, der nur für diesen einen Einkauf genutzt werden kann.
Das Problem liegt für viele nicht beim Smartphone, sondern bei der Datensicherheit. Norbert Häring, Wirtschaftsredakteur des „Handelsblatts“ und Buchautor beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Bargeld und digitalen Bezahlmethoden. Er meint dazu: „Wenn wir digital bezahlen, also nicht bar, dann hinterlassen wir immer eine Datenspur. Und all diese Datenspuren, die verlieren sich nicht irgendwo im Nichts, sondern die werden alle ausnahmslos gesammelt, und die Bank ist verpflichtet, diese Daten aufzubewahren, und zwar bis zehn Jahre nach Ende der Geschäftsbeziehung, also fast ewig.“
Cash bleibt King
„Geld ist geprägte Freiheit.” Was der der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski bereits im 19. Jahrhundert formulierte, ist heute trotz Mobile Payment und digitalen Wallets noch immer aktuell. Es hat noch immer zu viele Vorteile, als dass sein Ende erkennbar wäre. Die Deutschen hängen nach wie vor am Bargeld. Laut einer aktuellen Studie vom Zahlungs- und Shoppingdienstleister Klarna vom Mai diesen Jahres ist es ihr beliebtestes Zahlungsmittel. „Die Deutschen sind nach wie vor Bargeld-Liebhaber und ziehen dies allen anderen Bezahlmethoden vor. Knapp die Hälfte (49%) der Befragten bevorzugt Bargeld bei der Bezahlung.“
2 Kommentare
Beeindruckend! Ich möchte den Blog hier einmal ganz explizit loben! Der Beitrag – sowie viele andere auch – ist wirklich hervorragend recherchiert und aufbereitet. Danke!
Hallo Karl,
vielen Dank für das positive Feedback – darüber freuen wir uns immer! Wir geben uns stets Mühe relevante und informative Beiträge zu verfassen und freuen uns natürlich sehr, dass dieser Text für dich interessant war.
VG