Der Vorstand der Gigaset AG hat heute beschlossen, wegen Zahlungsunfähigkeit einen Antrag auf Eröffnung eines Regelinsolvenzverfahrens für die Gigaset AG sowie einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung für deren mittelbare Tochtergesellschaft Gigaset Communications GmbH beim zuständigen Amtsgericht Münster zu stellen. Die Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebstätigkeiten von Europas Marktführer für DECT-Schnurlostelefone werden unverändert fortgeführt. Ziel ist die nachhaltige Restrukturierung der wirtschaftlichen Basis des Telekommunikationsunternehmens.
Gigaset ist ein in Bocholt, Deutschland ansässiges, international agierendes Unternehmen im Bereich der Kommunikationstechnologie. Der Mittelständler ist Europas Marktführer für DECT-Schnurlostelefone und steht auch international mit rund 850 Mitarbeitern und Vertriebsaktivitäten in über 50 Ländern an führender Stelle. Die Geschäftsaktivitäten des Traditionsunternehmens mit 175-jähriger Firmengeschichte beinhalten ferner Smartphones auf Android-Basis für Privat- und Geschäftskunden, Cloud-basierte Smart Home Angebote sowie Geschäftstelefonie-Lösungen für SoHo, KMU und Enterprise Kunden.
Unerwarteter Umsatzrückgang
Der Hintergrund für den Insolvenzantrag ist im Wesentlichen ein unerwarteter und erheblicher Umsatzrückgang im 2. Halbjahr 2023 und somit eine deutlich unter den Planungen liegende Geschäftsentwicklung bei einer anhaltend und sich weiter zuspitzenden schwachen Nachfrage nach Gigaset Produkten sowie eine allgemeinen Kauf- und Konsumzurückhaltung in Deutschland und Europa mit entsprechenden Auswirkungen auf die Unternehmensliquidität. Mit Kapitalgebern geführte Verhandlungen für neues Eigen- bzw. Fremdkapital haben sich bis zuletzt nicht ausreichend konkretisiert, um den notwendigen Finanzmittelzufluss zur Fortführung der Gigaset außerhalb eines Insolvenzverfahrens abzusichern.
Dr. Magnus Ekerot, CEO und Vorstandsvorsitzender der Gigaset AG hierzu: „Gigaset ist es während der letzten Jahre nicht gelungen, den Rückgang im Kerngeschäft mit DECT-Schnurlostelefonen durch die richtigen Weichenstellungen in den neuen Geschäftsbereichen zu kompensieren. Diese ungesunde und einseitige Geschäftsausrichtung und der nunmehr eingetretene unerwartete und erhebliche Umsatzrückgang im 2. Halbjahr 2023 haben zur aktuellen Lage geführt.“
Geschäft wird unverändert fortgeführt
Die Geschäftsaktivitäten werden unverändert fortgeführt, wobei im Rahmen des Restrukturierungsprozesses die Wirtschaftlichkeit jedes einzelnen Geschäftsbereichs intensiv geprüft werden wird. „Unsere Mitarbeitenden werden auch in dieser herausfordernden Situation ihr Bestes geben, um unseren Kunden qualitativ hochwertige und nachhaltige Telekommunikationslösungen zur Verfügung zu stellen“, erklärt Dr. Ekerot weiter. Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden werden bis Ende November 2023 durch die Bundesagentur für Arbeit im Rahmen des Insolvenzausfallgelds getragen.
Die Insolvenzantragsstellung eröffnet Gigaset die Möglichkeit einer grundlegenden Restrukturierung. „Dieser nun notwendige Schritt ermöglicht uns das Unternehmen von Grund auf neu zu strukturieren und auf eine solide wirtschaftliche Basis zu stellen“, bekräftigt Dr. Ekerot.
Gemeinsam mit Dr. Ekerot wird der einzusetzende Sachwalter unter Einbindung des Gläubigerausschusses die weiteren Maßnahmen zur Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs umsetzen. Der Fokus der nächsten Wochen liegt auf der Umsetzung des Restrukturierungskonzeptes.
12 Kommentare
Das klingt zwar ernst, aber es wird doch souverän mit der Situation umgegangen und sich der Herausforderung gestellt. Die besten Wünsche für alle Mitarbeiter und das gesamte Team!
Danke dir!
VG, ^RD
Ich liebe meine Gigaset Produkte und werde auch weiterhin bei euch kaufen! Lasst euch nicht unterkriegen!
Klaus Weßing hat doch seit Jahren den Wandel propagiert. Wann kam er ins Amt? 2015? Ich war auf vielen Hauptversammlungen und da kam immer nur der gleiche Mist von wegen wir sind in Transformation. Schön aus-transformiert 🙁
Habt ihr den Beitrag auf WDR gesehen?
https://www1.wdr.de/mediathek/gigaset-in-bocholt-insolvent–100.html
Das zeigt doch ein starkes Bild. Ekerot wirkt authentisch und die Mitarbeiter stehen ja scheinbar voll dahinter.
Das ist doch nicht nur Weßing. Bei Gigaset sind doch seit Jahren die gleichen Leute am Ruder. Da hätte man dann ggf. mal was ändern müssen.
Selbstverständlich stehen wir als langjährige Kunden weiter hinter Gigaset und wollen dies nachhaltig unterstreichen, indem wir gerne unsere Mitarbeiter in einer neuen Filiale mit Tischtelephonen der Fusion- Reihe ausstatten würden. Aber ach- die Fusion- Reihe gibt es nur als Bundle mit 2 DECTs der Pro- Serie, tolle Sache, wollen wir aber nicht… .
Warum können wir nicht ein Fusion Bundle (1Tischtel.+2 DECT) plus noch ein Fusion Tischtelephon haben? Oder können die Fusions nicht miteinander?
Man, so schade, offenbar müssen wir uns Geräte von einem anderen Anbieter besorgen…
Offenbar ist das Fusion nur für Anwendungen im Smart Home gedacht? Oder?
Hallo und vielen Dank für das Feedback.
Wir werden die Frage zum Thema “Bundle” an den Vertrieb weitergeben.
Soviel sei aber gesagt: das Fusion ist definitiv nicht nur für Anwendungen im Smart Home gedacht.
Also logischer Nachfolger des beliebten DX800A all in one, ist es eine sehr vielseitige und “mächtige” Telefonielösung und ideal für SoHo und KMU geeignet.
MfG, ^RD
Man hört seit der Anmeldung der Involvenz von Gigaset nichts mehr!
Was bedeutet “Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen einer Eigenverwaltung” für die vielen kleinen Aktienbesitzer?
Ist es besser jetzt für 5 Cent zu verkaufen oder wenn ich nichts unternehme, laufe ich da eine Gefahr, dass sich die gesamte Anlage plötzlich auf 0 € auflöst?
Wie sind die Chancen das Ergebnis einer positiven Restrukturierung abzuwarten, in der Hoffnung, dass der Kurs wenigstens noch etwas steigt?
Auf diese Frage hätte ich gern eine Antwort.
Vielen Dank
Anonym
Sehr geehrter Herr Göttmann,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich keine Anlageberatung geben darf und kann.
Fortführung des operativen Geschäfts bedeutet, dass Gigaset die feste Absicht hat, den Betrieb zu restrukturieren und danach weiter fortzuführen.
Dieser Prozess dauert – was ganz gewöhnlich ist – über eine längere Phase an.
Wichtige Updates werden natürlich kommuniziert. In der Zwischenzeit läuft der Betrieb unverändert weiter, wir produzieren, verkaufen und sind für unsere Kunden da.
MfG, ^RD
Sehr sehr schade, war doch die Idee, Smartphones in Deutschland zu bauen und mit dem Slogan “Made in Germany” zu werben ein cleverer Schachzug. Die neuen GX Modelle, also Outdoor-Smartphones mit Wechselakku, die gar nicht nach Outdoor aussahen, aus meiner Sicht sehr gelungen. Auch das Preis-Leistung-Verhältnis passt. Schade, dass scheinbar viele nicht bereit waren, ein paar Euro für deutsche Arbeitsplätze zu investieren und sich lieber ein paar Euro sparen, um Hersteller aus Fernost zu unterstützen. Teilweise gab es, vor allem bei Rabattaktionen, kaum oder gar keinen Preisunterschied zu Modellen aus Fernost.
Wir haben fünf Gigaset-Smartphones und unzählige DECT-Telefone im Familienbesitz und hoffen auf einen Fortbestand des Bocholter Werkes! Alles Gute und toi toi toi!!!
Was ich allerdings nie verstanden habe, ist die Tatsache, weshalb man nie versucht hat, ein DECT Modul in ein Smartphone zu intergrieren, um das Smartphone gleichzeitig als vollwertiges DECT Telefon nutzen zu können. Dafür hätten viele Leute sicherlich auch 100€ mehr ausgegeben. Es wäre ein Gigaset-Alleinstellungsmerkmal gewesen und die Gigaset-Kernkompetenz hätte man mit einfließen lassen können. Dann noch ein modular aufgebautes Smartphone, um das Smartphone-Display selbst wechseln zu können und schon hätte man ein weiteres Merkmal, um sich aus der großen Masse abzuheben. Der Nachhaltigkeits-Slogan wäre perfekt abgerundet.
Ich wünsche Euch kreative Ideen, Mut zur Lücke und Mitarbeiter/- innen die Euch die Stange halten, um gemeinsam den Karren aus dem Dreck zu ziehen!
Hallo,
erst einmal vielen Dank für Ihre Nachricht und den darin enthaltenen Zuspruch.
Wir sind mehr als zuversichtlich, dass wir Gigaset erfolgreich weiterführen werden und auch diese herausfordernde Phase überstehen werden.
Bezüglich Ihrer Idee zum DECT-Modul in Smartphones: Dieses Konzept wurde bereits umfangreich geprüft, allerdings wurden für eine Massenproduktion keine Ausreichenden Marktkapazitäten identifiziert, weshalb dieses Konzept bislang nicht weiter verfolgt wurde.
VG, ^RD