
Kameratag 2021: Von Mondkameras und möglichen Mondsmartphones
29. Juni 2021 Veröffentlicht von Jana GreylingDie USA planen 2024 die bemannte Rückkehr zum Mond. Astronauten sollen dann eine Siedlung aufbauen, in der Menschen leben können. Und es soll eine Telefonverbindung zum Mond geben, die bereits bis Ende 2022 stehen soll. Das hat das finnische Unternehmen Nokia der NASA zugesagt. Beste Voraussetzungen also, wenn dann 2025 die ersten Touristen mit dem Space X Raumschiff auf dem Mond landen und eine super schnelle Mobilfunkverbindung haben. So können sie mit ihren Smartphones jede Menge Selfies, Bilder und Videos vom Mond schießen und gleich in der Cloud speichern. Denn geht es nach der NASA, dann sollen Astronauten und Weltraumtouristen auf dem Mond künftig nicht nur telefonieren, sondern auch Videos und Daten austauschen können. Bodenstationen auf der Erde bekommen mit Hilfe der Mobilfunkverbindung die Möglichkeit, Geräte wie Mondfahrzeuge per Fernbedienung zu steuern. Und wenn sie da oben mal einen Ausflug machen oder rumbummeln, dann stoßen sie vielleicht auf die alte, silberne Haselblad Data Camera, mit der der Astronaut Neil Armstrong damals so tolle Aufnahmen von der Mondoberfläche machte. Die liegt nämlich seit der ersten Mondlandung 1969 auf dem Mond. Sie war nämlich zu schwer, um wieder zur Erde mitgenommen zu werden, also ließ man sie dort. Den Rollfilm, den man erst später belichten konnte, hatte man natürlich vorher rausgenommen. Die neuen Mondsmartphones dagegen werden natürlich spezielle super Kameras haben, mit Millionen von Pixeln und Filtersystemen. Und nur wenige Space Cowboys dort oben werden sich dann noch an die alten Kameras erinnern.

Die US-Astronauten, hier Alan Bean (Apollo 12) im November 1969, verwendeten auf den Apollo-Mondmissionen Hasselblad-Kameras mit motorischem Filmtransport. (Foto © NASA)
Um das alles nicht zu vergessen, feiert die USA den 29. Juni als nationalen Tag der Kamera (Camera Day). Der Tag erinnert und feiert die Geschichte der Kamera, angefangen von der Camerae obscurae aus Holz, über die analogen Kameras von Kodak, Leica, Rollei und Co. bis hin zu den neuen digitalen Kameras. Denn wie heißt es so treffend: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte und ohne die Kamera hätten wir keine Bilder. Und ohne die Hasselblad der Apollo 11 hätte die Welt nie die blaue Erde vom Mond aus gesehen. Heute können wir uns ein Leben ohne Kamera gar nicht vorstellen. Nehmen wir zum Beispiel die Stadt Taiyuan in China. Dort gibt es 465.255 Kameras für 3.975.985 Personen, umgerechnet heißt das rund 117,02 Kameras pro 1.000 Personen. Oder London, die englische Metropole bringt es immerhin auf 691.000 Kameras, für ihre 9.425.622 Einwohner. So kann die Stadt das Leben, den Verkehr und was es sonst noch zu regeln gibt, in Echtzeit kontrollieren und überwachen. Überwachungs- oder Sicherheitskameras gehören zum festen Erscheinungsbild jeder modernen Großstadt, ohne die nicht viel laufen würde. Experten zufolge könnten Ende des Jahres 2021 bereits eine Milliarde Überwachungskameras weltweit in Betrieb sein – eine Kamera für je acht Menschen auf der Welt.
Der Trend hin zur Kamera, etwa im Auto als Einparkhilfe oder für die Rundumüberwachung, für das Filmen des Straßenverkehrs als Beweismittel, wenn´s mal kracht, mit Hilfe der sogenannten Dashcams, ist ungebrochen und soll für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen. Das ist auch das Thema im Smart Home-Bereich, wo die Zahl der installierten Kameras für den In– oder Outdoorbereich rasant wächst. Sei es um den Hund zu beobachten, wenn man gerade im Büro ist, den Amazonboten, wenn er das Paket mal wieder auf die Terrasse legt oder potentielle Einbrecher, die sich an der Tür zu schaffen machen.
„Sicherheit first“ heißt das Motto, denn ohne entsprechende Kamera, wäre das Leben doch recht gefährlich. 360 Grad Kameras, Infratrot-Kameras für den Garten, KI-gestützte Bewegungssensoren für die Outdoor-Modelle, die Kamera ist immer an. Nichts entgeht ihr, warum auch, das Leben mit und vor der Kamera macht Menschen reich und glücklich. Influencer wären keine Influencer, wären da nicht die Kameras in den Smartphones, die all die Selfies und Bilder für die Nachwelt festhalten. Ohne die Megapixelkameras in den Handys wären Instagram und Co. nicht Milliardenunternehmen. Bis dato wurden z.B. allein auf Instagram über 40 Milliarden Fotos geteilt. Das ist eine unglaubliche Zahl, wenn man bedenkt, dass es das Unternehmen erst seit 2010 gibt.
Smartphone killed the camera
Die Welt berichtet, dass ca. 1070 Bilder im Schnitt auf den Handyspeichern der Deutschen liegen, mehr als jedes Fünfte ist entweder zu dunkel, verschwommen oder ein Motiv, das mehrfach aufgenommen wurde. Damit liegen die Deutschen deutlich über dem weltweiten Schnitt von 952 gespeicherten Fotos. Das Aufkommen von Smartphones mit immer besseren eingebauten Kameras hat unser Leben und die Gesellschaft nachhaltig verändert.
So schrieb der IT-Verband Bitkom im Jahr 2016: „Gut zwei von drei Bundesbürgern ab 14 Jahren (69 Prozent) schießen Fotos mit dem Smartphone. Das entspricht mehr als 48 Millionen Menschen. Somit nutzen mehr Deutsche Smartphones als Digitalkameras, um Fotos aufzunehmen.“ Die auf das Organisieren von digitalen Schnappschüssen spezialisierte App Mylio veröffentlichte 2017 erste interessante Daten zur Digitalfotografie. Etwa dazu, wie viele Fotos im Jahr überhaupt weltweit geschossen werden. Eine Überschlagrechnung hat Michael Kroker auf seinem Blog veröffentlicht. „Von den 7,5 Milliarden Erdbürgern dürften gut die Hälfte über Handys mit eingebauter Kamera verfügen (3,75 Milliarden). Selbst wenn jeder nur ein Foto am Tag schösse, wären dies also bereits knapp 1,4 Billionen. So schießt die Menschheit 2017 rund 1,2 Billionen Schnappschüsse – 85 Prozent davon per Smartphone. Zur Eindordnung: Im Jahr 2013 lag jener Wert erst bei etwas mehr als der Hälfte, nämlich 660 Milliarden Fotos. Dies entspricht einem durchschnittlichem Wachstum von knapp 10 Prozent pro Jahr. Noch 2015 lag der Handy-Anteil übrigens noch knapp unter 75 Prozent – die wachsende Smartphone-Verbreitung treibt also auch die Zahl der Fotos. Insgesamt schätzt Mylio die Zahl der weltweit auf Smartphones, Festplatten und in der Cloud gespeicherten digitalen Schnappschüsse auf rund 4,7 Billionen – gut 50 Prozent mehr als noch zwei Jahre davor: 2015 waren es „erst“ 3,2 Billionen.“ Die Zahlen sind heute schon überholt und das Zählen hat man inzwischen auch eingestellt.
Wie stark der Wandel weg von Digitalkameras hin zu iPhone, Galaxy & Co. abgelaufen ist, zeigt sich fast noch deutlicher an einem echten Langfristvergleich: Denn tatsächlich haben die Smartphones eine mehr als 40-jährige Wachstumsphase in der Kamera-Industrie abrupt gestoppt. Um die Jahrtausendwende konnten die Digital-Kameras noch stabile Verkaufszahlen vorweisen. Die Geräteabverkäufe stiegen von rund 30 Millionen im Jahr 2000 auf knapp 120 Millionen im Jahr 2010. Doch dann kam die Wende.
Laut dem japanischen Branchenverband CIPA, zu dem unter anderem Hersteller wie Olympus, Canon oder Nikon gehören, gingen zwischen 2010 und 2019 die weltweiten Verkäufe von Digitalkameras um satte 87 Prozent zurück. Heute dominieren die Smartphones mit ihren Kameras den Markt. Der große Vorteil der Handy-Kamera gegenüber jeder eigenständigen Digicam liegt darin, dass man das Smartphone immer dabei hat. Vorbei sind damit die Zeiten, wo man drei bis vier schwere Objektive zusätzlich zur Kamera mitschleppen musste. Heute hat man eine Spitzenkamera automatisch und immer dabei. Dafür, dass die Smartphonekameras immer besser werden sorgt die Anzahl der Pixel. Je mehr Pixel die Kamera hat, umso besser werden die Bilder, meint man.
Dass dies aber nicht immer zutrifft, zeigt das Beispiel des Xiaomi Mi Note 10 Smartphones. Wie die Computerzeitschrift Chip berichtet, ist es das erste Smartphone mit einer 108 Megapixel-Hauptkamera. „Wenn man die gestochen scharfen 108 Megapixel nun auch sehen würde, wären wir die Letzten, der sich über zu viele Megapixel in der Hauptkamera beschweren würde. Doch leider ist genau das nicht der Fall. Auf dem Datenblatt der Hauptkamera mag eine Auflösung von über hundert Megapixel verzeichnet sein und auch die Werbetrommel rund um diesen “revolutionär hohen Wert” lässt der chinesische Hersteller nicht ungespielt. Die tatsächlichen Bildergebnisse werden dem Marktgeschrei aber nicht gerecht.“ Mehr Megapixel bedeuten nicht automatisch bessere Bilder. Weitere Faktoren wie der Fotosensor oder der Bildstabilisator der Kamera beeinflussen ebenfalls die Bildqualität. Doch die die Pixelschlacht hat ihren Preis, über 1.000 Euro kosten die Flaggschiffe von Samsung, Huawei oder Apple inzwischen. Vor allem wenn man berücksichtigt, dass die Bildqualität auch bei Smartphones um die 300 Euro für die Mehrheit der Anwender mehr als ausreichend ist, da sie ihre Bilder meist am Bildschirm ansehen und nur selten in größeren Formaten ausdrucken.
Zudem wollen die meisten Nutzer heute nicht großartig an den Einstellungen herumjustieren. Automatiken wie ein Portrait- oder Nachtmodus sorgen dafür, dass man einfach auf das Motiv draufhält und das Handy zaubert daraus eindrucksvolle Fotos oder holt zumindest das Beste aus den Aufnahmen heraus. So wie das GS4 von Gigaset, und das Label „Made in Germany“ verspricht nicht nur Top-Qualität, sondern auch gute und scharfe Bilder.
