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Kulturwandel in Unternehmen durch Corona

16. September 2020 Veröffentlicht von Raphael Doerr

Die Biergärten sind wieder offen und auch in vielen Büros kehrt langsam wieder ein bisschen Leben und Normalität ein. Eine Normalität, die so vielleicht aber längst der Vergangenheit angehört? Folgt ein Kulturwandel in Unternehmen durch Corona?

In den letzten Wochen haben wir gelernt als crossfunktionale Teams zusammenzuarbeiten. Waren wir es vor nicht allzu langer Zeit noch gewohnt mit den Kollegen im Großraumbüro oder Meetingraum zu sitzen und Aufgaben zugeteilt zu bekommen, die man stillschweigend an seinem Platz erledigt hat, haben wir nun – der aktuellen Situation geschuldet – gelernt, Arbeitsteilung sinnvoller und effektiver zu gestallten.

Trotz der räumlichen Distanz zu Kollegen scheint es so, als würden wir enger zusammenrücken, unser Fachwissen bereitwilliger teilen, um zu helfen, und sowohl uns selbst als auch untergeordnete Mitarbeiter besser zu koordinieren. Es entsteht eine hohe Solidarität, die es in dieser Weise davor noch nicht gegeben hat. Kollegen, die führe zu spät oder nicht im Meeting erschienen sind, wählen sich nun pünktlich zur anstehenden Telefonkonferenz ein. E-Mails werden im Schnitt sowohl von Kunden als auch von Mitarbeitern oder Dienstleistern schneller beantwortet und die Menschen greifen wieder häufiger zum Telefon um kurze Absprachen nicht per Mail zu verumständlichen. Man hat das Gefühl, dass keiner dem anderen in einer an sich schon schwierigen Lage noch zusätzlich belasten möchte.

Ein weiterer positiver Aspekt: In vielen Branchen und Büros wurde zudem die Abschaffung einer Präsenzkultur vorangetrieben, das Home Office wird verstärkt Teil der neuen Normalität: Viele Teams und vor allem Chefs haben realisiert, dass auch aus dem Home Office verlässlich gearbeitet wird – zum Teil sogar mehr und sorgfältiger als im Office selbst.

Davon können wir uns für die Zukunft erhoffen, dass es nicht mehr auf unsere Präsenz und Zeit, die wir im Büro verbracht haben, ankommt, sondern auf das, was wir am Ende eines Tages – oder auch einer Woche – geleistet haben. Der Fokus könnte zukünftig mehr auf den tatsächlichen Ergebnissen als auf der Überwachung der Arbeitsprozesse selbst liegen. Dadurch könnte flexibles Arbeiten noch weiter in den Vordergrund rücken und eine zentrale Rolle in unserem Arbeitsalltag einnehmen. Natürlich müssen Kernarbeitszeiten eingehalten werden und Kunden müssen uns erreichen können. Jedoch ist der eine am frühen Morgen produktiver, der andere am späten Abend. Kommt es hier wirklich auf die Uhrzeit an, wann man seine Arbeit bestmöglich erledigt? Ich denke nicht.

Sicherlich werden wir eines Tages alle zusammen wieder in die Offices zurückkehren und sicherlich werden wir auch zu einem gewissen Maße in alte Muster verfallen. Das wird sich für uns anfühlen wie Normalität. Vielleicht schaffen wir es aber gemeinsam die positiven Angewohnheiten – sei es eine Nies- und Hustetikette, häufigeres Händewaschen oder eben auch eine effektive, freundliche Kommunikation im Arbeitsalltag – aufrecht zu erhalten und als Kulturwandel in unserem Unternehmensumfeld zu integrieren.

 

Ralf Lueb 02. 06. 2020 via LinkedIn

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