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Gigaset_Origami Quelle: iStock.com/rclassenlayouts

Die Kunst des Faltens…klappt nicht immer

26. August 2019 Veröffentlicht von Raphael Doerr

„Oru“ bedeutet auf Japanisch „Falten“, „Kami“ bedeutet „Papier“, zusammengesetzt ergeben die beiden Wörter den Begriff „Origami“, die alte Kunst des Papier-faltens. Bei der traditionellen japanischen Faltkunst geht es darum, aus quadratischem Papier ohne Schere oder Kleber zwei- oder dreidimensionale Objekte zu falten. Doch die Kunst des Faltens ist alles andere als leicht und Meister fallen nicht vom Himmel. Diese Erfahrung macht gerade auch die Smartphone-Branche. Beim neuen Hype dreht sich alles um das „Faltbare Smartphones“. Zeit für uns einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Liegt die Zukunft im Falten?

Glaubt man den Technologie-Auguren, dann ja, vor allem bei den Smartphones. Nun ist Falten nicht gleich Falten, denn moderne Smartphones sind nicht aus Papier und daher eher ungeeignet für das klassische Origami. Klappen kommt der Sache schon näher, klingt aber nicht ganz so sexy wie Falten und war zudem schon mal in den 90igern da. Dennoch zeigt sich, wohin die Reise gehen soll. Wenn Handys sich platzsparend zusammenklappen und sich so zu Tablets entfalten lassen, dann ist das nur der erste Schritt in die faltbare Zukunft.

Beim Falten, Klappen, Knicken oder Biegen kommt es aber vor allem auf das Display an. Während das Samsung Galaxy Fold das Display nach innen faltet und für den Smartphone-Modus einen zweiten Bildschirm nutzt, setzt z.B. der Hersteller Xiaomi auf eine doppelte Falttechnik. Das Gerät wird nach außen gefaltet, also aufgeklappt, sowohl links als auch rechts eingeklappt, und zwar so, dass der Bildschirm außen liegt und das Telefon ganz umhüllt. Auch das Huawei Mate X steht mit dem neuen faltbaren Design repräsentativ für eine neue Ära der kommunikativen Interaktion. Das Falt-Handy des chinesischen Herstellers mit 5G wird nach außen gefaltet, also aufgeklappt.

Was steht hinter dem Falten?

„Jede Form des knick- oder faltbaren Displays hat ihren Ursprung in der OLED-Technologie. Anders als klassische LED sind diese Screens nicht mehr auf das Licht aus Panels angewiesen, vielmehr ist jeder Pixel seine eigene Lichtquelle. Das macht sie nicht nur flexibler, sondern sorgt auch für größere Kontraste und satteres Schwarz. Ein Problem, dessen man in den letzten zehn Jahren zumindest teilweise Herr werden konnte, ist die Stabilität. Denn anders als starre Smartphones können flexible Tablets und Telefone nicht aus robustem Gorillaglas hergestellt werden,“ schreibt das Online-Magazin Ingenieur.de Ende 2018. [1] Und die Stabilität bzw. die Qualität der faltbaren Dispalys ist noch immer ein großes Problem, wie das Beispiel des Galaxy Fold von Samsung zeigt. „Etliche der faltbaren OLED-Displays zeigten schon nach wenigen Stunden schwere Fehler. Die organischen Schirme im 2000 Euro teuren Smartphone flackerten, hatten defekte Pixel oder fielen sogar ganz aus. [2]

 Klappen, Falten, Knicken oder Biegen

 Nun ist das Falt-Konzept nicht wirklich neu. Bereits 2013 hat Samsung mit „Foldiplay“ ein Konzept vorgestellt, bei dem ein Display mehrfach gefaltet werden konnte.

Doch die neue Falt-Offensive kommt zum richtigen Zeitpunkt, sagen die Experten. Der Markt verkaufter Smartphones stagniert, wenn auch auf einem hohen Niveau. Zwar weist Samsung als Marktführer bei der Anzahl verkaufter Smartphones immer noch ein Wachstum von fünf Prozent im Smartphone-Bereich auf, doch Experten prognostizieren, dass der Bedarf an Smartphones weitestgehend gesättigt ist. Von Januar bis März 2018 sank die weltweite Nachfrage um zwei Prozent. Zum Vergleich, „zu Beginn des Smartphone-Booms, als mobile Geräte noch neu waren, hatten Samsung ein Wachstum im dreistelligen Prozentbereich, wie Martin Börner, Vizepräsident im Bereich Electronics bei Samsung berichtet.

Gigaset_Blog_Smartphone_Fold

Ein stagnierender Markt

Die Top-Marken müssen ein Minus von fast 4 Prozent verkraften, berichtet die FAZ. „Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner prognostiziert für 2019 die bislang schlechteste Absatzentwicklung für die Mobilgeräte überhaupt. Demnach dürften in diesem Jahr 1,75 Milliarden Mobiltelefone verkauft werden. Rund 90 Prozent davon sind Smartphones… Damit muss die Branche rund um die Top-3-Hersteller Samsung, Huawei und Apple ein Minus von fast 4 Prozent verkraften.“[3]

Die Gründe für das Ende des Booms sind vielfältig. Den Kunden fehlt ein spürbarer neuer Nutzwert und damit eine neue Effizienz und Erfahrung. Die übliche Modellpflege nutzt sich ab, das Aha-Erlebnis bleibt aus. Damit auch der Grund ein neues Modell zu kaufen. Das Ergebnis, das Modell wird nicht so schnell gewechselt und damit wird die Nutzungsdauer auch länger.

Gartner-Direktor Ranjit Atwal bringt es auf den Punkt, wenn er anmerkt, dass viele Kunden bei der Vorstellung neuer Spitzengeräte immer häufiger mokieren, dass auch die neuen Smartphones kaum von dem Vorgängermodell unterscheiden und die technischen Neuerungen von einer Modellversion zur nächsten halten sich in Grenzen.

Neue Versprechen, neues Glück

Das soll sich nun mit den neuen Falt-Smartphones ändern: Sowohl im Look als auch im Feel. Neues Design, neue eingebaute Technologien, mehr Kameras und…und…und.. Drei Jahre Entwicklung und 1 Milliarde US-Dollar an Forschungs- und Entwicklungskosten hat Huawei in sein neues Spitzenmodell investiert. Im Gegensatz zu Samsung der das Galaxy Fold zum mit drei Displays ausstattet, setzt Huawei auf einen Bildschirm, der im ausgeklappten Zustand 8 Zoll misst und damit fast genauso groß ist wie Apples iPad mini 4 (7,9 Zoll). Faltet man das Mate X wieder zusammen, kommt die Vorderseite auf trotzdem noch riesige 6,6 Zoll, ist damit größer als ein iPhone XS Max (6,5 Zoll). Doch bei aller Innovationsfreude, das Anfang Januar 2019 auf der CES vorgestellte erste faltbare Handy der Welt – hatte schon nach zwei Messetagen sichtbare Gebrauchsspuren, vor allem bei den beanspruchten Stellen, wie die Computerbild berichtet.

Auch wenn faltbare Smartphone die Herzen und damit die Fantasie der Technik-Welt höher schlagen lassen, die Euphorie der Branche hat vorerst einen Dämpfer bekommen.  Samsung hat aufgrund technischer Probleme den Verkaufsstart des Galaxy Fold nach hinten verschoben. Einer der Gründe dafür ist der neue Faltmechanismus beim Galaxy Fold, das Display des Smartphone wird nämlich geknickt und dies sorgt in puncto Stabilität und Qualität noch für Kopfzerbrechen. Ein Smartphone mit faltbarem Display zu konzipieren scheint für den ein oder anderen Hersteller eine größere Herausforderung zu sein.

Innovation hat seinen Preis?

Das weltweit erste Klapphandy brachte Motorola 1989 auf den Markt: das „MicroTAC 9800X“. „Die relativ platzsparende Bauweise wurde durch eine Klappe ermöglicht, die man ausklappte, wenn man sprechen wollte, bei Nichtgebrauch aber eingeklappt ließ. So wurde das Motorola MicroTAC zum ersten Klapp-Handy überhaupt“, schreibt die PC Welt.[4] Besonderen Fokus legte die Presse beim Start auf den Hosentaschen-Effekt (Motorola Has a Pocket-Size Cellular Phone), wie die Los Angeles Times schrieb. Das Display konnte bereits damals gefaltet und gedreht werden konnte, ohne einen Schaden zu erleiden oder die Bildqualität zu beeinträchtigen. Der Preis für die Neuheit lag 1989 schon bei unglaublichen 2.995 US Dollar. Was uns zeigt, dass Innovation schon immer seinen Preis hatte. Knappe 30 Jahre später liegt der Preis des neuen Spitzenmodells von Huawei bei ca. 2.300 Euro, das Samsung Galaxy Fold bei 2.000 Euro. Ob der Kunde bereit ist soviel dafür zu bezahlen muss sich zeigen. Zumal eine gewisse Verunsicherung in Puncto Verarbeitung und damit Qualität schon jetzt da ist. Und das war beim ersten Klapphandy von Motorola nicht der Fall.

Hierzu ein kurzer Exkurs aus dem Jahr 1989. Am 26. April berichtete die Los Angeles Times wie folgt über Motorola: „Motorola Has a Pocket-Size Cellular Phone

„Motorola Inc. introduced a dramatically smaller cellular telephone hat can be carried in a purse or coat pocket. The device, half the size of any other portable cellular model, is about as wide and long as a checkbook. It is about as thick as a fat wallet at the earpiece while tapering down to half the thickness of a deck of cards at the mouthpiece. The phone has a shorter-than-usual battery life. The 10.7-ounce model has a 30-minute rechargeable battery, while the 12.3-ounce one has a 75-minute battery. It needs no wires or base to operate. The device, called the Micro Tac Personal Telephone, is expected to retail for $2,995.“

Was lernen wir daraus? Innovation hatte schon immer ihren Preis!

Faltbare Smartphones: Skepsis ist angesagt

Der Analyst Anshul Gupta von der Marktforschungsfirma Gartner rechnet nicht damit, dass Faltbare Smartphones dem Smartphone-Geschäft kurzfristig einen Schub geben kann. „Der Markt funktioniert nicht mehr so, dass Leute sich ein Smartphone kaufen, nur weil eine neue Technologie verfügbar ist.“ Zugleich seien noch viele Fragen offen: „Sind diese Geräte aufgeklappt wirklich auf einer Ebene mit einem Tablet? Und wie gut sind sie als Smartphone, wenn sie zugeklappt sind?“[5] In einem aktuellen Bericht heißt es, dass die Verkaufszahlen von Smartphones mit faltbaren Display gering bleiben und erst im Jahr 2023 einen sichtbaren Anteil am Gesamtmarkt erreichen. „Konkret gehen die Experten zwar davon aus, dass die Technologie grundsätzliche neue Innovationen und damit neue Impulse in das schwierige Geschäft mit Smartphones bringen könnte, gleichzeitig sollen technologiebedingte Kompromisse aber einen negativen Einfluss auf die anfängliche Adaption haben – besonders hervorgehoben wird dabei die mögliche Anfälligkeit für Kratzer im alltäglichen Gebrauch.“[6]

Der Preis ist heiß

Dass die Konzerne mit den überaus teuren Falthandys das große Geschäft machen werden, ist nicht zu erwarten. Und die Kunden geben nicht mehr soviel Geld für neue Smartphones aus. Handybesitzer warten immer länger, bis sie sich ein neues Gerät kaufen. Der Durchschnittspreis den die Kunden für ein neues Smartphone im letzten Jahr in Deutschland ausgegeben haben lag bei ca. 489 Euro, wie die Branchengesellschaft gfu ermittelte. Mehr als 800 Euro für ein neues Handy zu bezahlen waren laut Studie nur sieben Prozent bereit.

Smartphones „Made in Germany“

Hat Innovation denn nun ihren Preis, so wie im Fall von Motorola? Nicht zwingend. Das beweisen zumindest die Smartphone Modelle GS185, GS195 und GS280. Die ersten und einzigen Smartphones, die bislang in Deutschland gefertigt wurden – von Gigaset.

Wer die Preispunkte der Modelle kennt (zwischen 200 und 250 Euro) erkennt, dass Qualiät und Innovation nicht immer gleich einen Preis haben müssen, den der Kunde nur ungern zahlt.

Wer mehr erfahren will, wird hier fündig…

Gigaset GS195

Quellenverzeichnis:

[1] https://www.ingenieur.de/technik/produkte/start-up-praesentiert-erstes-faltbares-smartphone/

[2] https://www.heise.de/ct/artikel/Technische-Hintergruende-zum-Galaxy-Fold-Desaster-4416549.html

[3] https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diginomics/handybesitzer-zoegern-neukauf-immer-laenger-hinaus-16289992.html

[4] https://www.pcwelt.de/ratgeber/Motorola-MicroTAC-Bag-Phone-StarTAC-Nokia-9000i-und-8810-Vom-SRA-zum-iPhone-443702.html

[5] https://www.focus.de/digital/handy/lohnt-sich-ein-kauf-design-revolution-und-hammerpreis-was-samsungs-falt-handy-kann-und-wer-es-braucht_id_10362047.html

[6] https://www.notebookcheck.com/Gartner-Faltbare-Smartphones-kommen-mittelfristig-nicht-im-Massenmarkt-an.415969.0.html

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