Frühjahrsputz für das Smartphone
19. Februar 2021 Veröffentlicht von Raphael DoerrEs schadet nie, sein Smartphone einem gründlichen Frühjahrsputz zu unterziehen, sowohl äußerlich als auch innerlich. Äußerlich, um Schmutz, Bakterien und mögliche Viren zu entfernen und innerlich, um den angesammelten Datenmüll loszuwerden und das Smartphone fit für den Frühling zu machen. Wie das am besten geht, erklären wir in zwei Blogbeiträgen. Der erste Teil beschäftigt sich mit der Reinigung des Displays, des Gehäuses und der Anschlüsse.
Wie so oft im Leben, gibt es auch beim Thema Handy-Reinigung und Frühjahrsputz unterschiedliche Ansichten und Meinungen der Experten, vor allem wenn es um Bakterien und Viren geht. Die Einen empfehlen eine 2-malige Reinigung am Tag, die Anderen halten dies für übertrieben. Deswegen zur Erinnerung ein kurzer Faktencheck auch wenn diese weitestgehend bekannt sein dürften. Nichts nehmen wir so oft in die Hand wie das Smartphone, im Durchschnitt 52-mal, das hat 2018 bereits eine Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte bei US-Bürgerinnen und Bürger ergeben. Auf dem Display, in der Kopfhörerbuchse oder an der Handyhülle eines Smartphones leben laut Statista tausende von Bakterien und Keime pro Quadratzentimeter in friedlicher Koexistenz zusammen. Im Vergleich dazu sind Toilettensitze in der Regel deutlich hygienischer – auf ihnen tummeln sich gerade einmal zehn bis 100 Mikroorganismen pro Quadratzentimeter. Und eine Umfrage des Gesundheitsunternehmens Vital Vio mit dem schönen Titel „The Dirty Truth“ kam 2019 zu dem Ergebnis, dass 88 Prozent der Befragten ihr Smartphone schon einmal sowohl auf der Toilette als auch in öffentlichen Verkehrsmitteln genutzt haben.
So ist es nicht verwunderlich, dass Smartphones ein ziemlich guter Träger für Viren und Bakterien sind. Eine im Februar letzten Jahres veröffentlichte Studie (Journal of Hospital Infection: Simmonds et al., 2020) fand heraus, dass vor allem die Geräte von Krankenhausmitarbeitern teilweise multiresistente Keime enthielten. Aber auch die Smartphones der Kontrollgruppe waren alles andere als sauber: Von Streptokokken über MRSA hin zu E. coli konnten diverse Erreger festgestellt werden. Allerdings: Viele der entdeckten Keime begegnen uns ohnehin im Alltag, Smartphone hin oder her. Also kein Grund zur Panik. Meistens handelt es sich um Bakterien, die beim Menschen in Mund, Haut und Darm ganz natürlich sind. Wenn das Immunsystem intakt ist, ist die Gefahr, krank zu werden, auch eher gering.
Frühjahrsputz: Corona-Viren auf dem Smartphone?
In Zeiten der Corona-Pandemie dreht sich die Diskussion natürlich auch um das ernste Thema, inwieweit das Smartphone ein möglicher Tummelplatz zur Verbreitung des Virus sein kann. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt es in Deutschland bisher keine bekannten Fälle, bei denen eine Ansteckung mit dem Coronavirus über den Übertragungsweg Smartphone erfolgt ist. „Keinen Bedarf das Smartphone zu desinfizieren“, sieht daher der Ärztliche Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene (BZH), Ernst Tabori nicht gegeben. Vor allem weil Handys in der Regel ein sehr persönlicher Gegenstand sind und in der Regel nicht weitergereicht werden. „Das Handy ist das Spiegelbild der eigenen Sauberkeit beziehungsweise Keime,“ so der Experte. Wichtiger sei daher, die Hände regelmäßig und gründlich zu waschen, sagt Tabori.
Auch wenn Smartphones in den meisten Tipps zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus kaum eine Rolle spielen, ist es sinnvoll, die Geräte regelmäßig nicht nur zum Frühjahrsputz zu säubern und zu desinfizieren. Schon deshalb, weil wir nicht nur das Smartphone ziemlich oft anfassen, sondern auch unser Gesicht, mögliche Erreger also schnell vom einen aufs andere wandern können, wie die ZEIT schreibt. Der britische Mediziner Peter Hall empfiehlt dagegen pauschal, das Smartphone zweimal am Tag – etwa zum Mittag- und Abendessen hin – zu reinigen. „Desinfizieren Sie den Bildschirm Ihres Mobilgeräts zweimal täglich – es handelt sich um eine tragbare Petrischale, in der sich Bakterien und, ja, Viren ansammeln. Hier sind antibakterielle Tücher notwendig, da sie in der Regel auch Viren abtöten. Reinigen Sie Ihr Gerät mindestens zweimal täglich, einmal zum Mittag- und einmal zum Abendessen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie schätzt, dass Viren wie COVID-19 auf glatten Glas- und Kunststoffoberflächen wie einem Handybildschirm bis zu neun Tage lang bestehen können.
Displays richtig reinigen
Der Mikrobiologe Markus Egert hält es unabhängig von der Diskussion rund um das Virus durchaus für sinnvoll, das Smartphone oder Handy hin und wieder zum Frühjahrsputz zu reinigen. In einem Beitrag der Süddeutschen Zeitung sagt er: „Es reicht aber völlig aus, das Gerät mit einem dezent feuchten Tuch oder Brillenputztuch abzuwischen“, sagt er. Dadurch würden die meisten Fettreste und Mikroorganismen vom Touchscreen entfernt.
Um die Geräte richtig zu säubern, gibt es einige Dinge zu beachten. Moderne Handydisplays sind mit einer ölabweisenden Schicht behandelt, die Schmutz und Fingerabdrücke verhindern soll. Um sie zu schützen, rieten Hersteller wie Apple und Samsung in der Vergangenheit davon ab, die Smartphones mit Mitteln wie Alkohol oder Wasserstoffperoxid zu behandeln. Doch dies hat sich zwischenzeitlich geändert. Apple etwa hat Mitte März 2020 laut Wall Street Journal (WSJ) seine Informationsseite zur iPhone-Reinigung im Zuge der anhaltenden Coronavirus-Ausbreitung aktualisiert. Nun sind hier konkrete Angaben zu finden, welche Reinigungsmittel zur Desinfektion von iPhones in Frage kommen: „Mit einem Tuch mit 70-prozentigem Isopropylalkohol (Isopropanol 70 Vol.%) oder Clorox-Desinfektionstüchern kannst du die Außenflächen deines iPhone vorsichtig abwischen. Verwende keine Bleichmittel. Vermeide das Eindringen von Feuchtigkeit in jede Öffnung, und tauche dein iPhone nicht in Reinigungsmittel ein.“
Für den Schutz vor Bakterien reicht nach Ansicht von Mikrobiologen bereits die gelegentliche Reinigung mit einem feuchten Tuch, gegebenenfalls sogar mit dem Brillenputztuch. Um anschließend das Smartphone besser vor Mikroorganismen zu schützen, helfen zum Beispiel Display-Schutzfolien oder Staubschutz-Stecker und -Kappen für die Öffnung für Kopfhörer- oder Ladekabelanschlüsse. Vor der eigentlichen Reinigung sollte man darauf achten, dass sich kein groben Staub- oder gar Sandkörner auf dem Handy befinden. Ein Reinigungs-Set, wie es auch Fotografen verwenden ist dabei durchaus hilfreich.
Diese Punkte sollten beachtet werden:
- Sauberes Mikrofasertuch mit geeignetem Reinungsmittel oder Wasser leicht anfeuchten (nicht direkt aufs Handy sprühen!).
- Das Handy lückenlos mit der feuchten Stelle des Tuchs abwischen. Hierbei kann es zu Schlierenbildung kommen – das ist der angelöste Fettschmutz.
- Trockene Stelle oder ein zweites, trockenes Mikrofasertuch nehmen und mit kreisförmigen Wischbewegungen den gelösten Schmutz entfernen, bis keine Schlieren mehr zu sehen sind.
Wattestäbchen und Reinigungssets
Hat sich an den Eingängen von Kopfhörern oder der Ladebuchse Schmutz angesammelt, hilft ein herkömmliches Wattestäbchen weiter. Überschüssige Flusen sollte man allerdings vorher entfernen, damit diese nicht in den Anschlüssen hängenbleiben. Auch hier kann ein Blasebalg, wie er bei Kameras verwendet wird durchaus nützlich sein. Knifflig kann es werden, wenn die offenen Stellen des Smartphones gereinigt werden müssen. Dazu gehören die Klinkenbuchse für Kopfhörer, die Öffnungen für die Lautsprecher und der Anschluss zum Laden (Micro-USB, USB-C oder Lightning). Diese Stellen muss man gesondert und mit geeigneten „Werkzeugen“ angehen.
Auf Amazon sind zudem speziell geformte Reinigungswerkzeuge zu finden. Büroklammern, Pinzetten oder Nadeln sollten nicht für die Reinigung zu verwendet werden. Um die sensiblen Bereiche des Smartphones zu schützen, hilft bereits eine Staubschutzkappe (Dust Plug) die Buchse für das Ladekabel staubdicht abschließt. Passend dazu kann ein Staubstecker für den Kopfhöreranschluss nicht schaden. Die gibt es nahezu für jedes Smartphone-Modell.
No-Gos beim Frühjahrsputz
Es gibt bestimmte Bereiche, da empfiehlt es sich, das Smartphone lieber stecken zu lassen und nicht zu benutzen. Ein paar davon haben wir aufgeführt:
- Beim Essen: Krümel und Essensreste sind ein guter Nährboden für Keime und Co.
- Im Badezimmer: Dort schwirren Wasser- und Schmutzpartikel in der Luft herum, außerdem fördern Make-Up-Rückstände das Wachstum von Mikroorganismen.
- Beim Arzt oder im Krankenhaus: Hier lauern möglicherweise resistente Keime und Krankheitserreger.
- Auf der Toilette: Auch hier könnte es zu unangenehmen Kontakten kommen
- Nach dem Bezahlen mit Bargeld: Auf einem einzigen Geldschein tummeln sich bis zu 3.000 verschiedene Bakterienarten. Als Alternative lieber mit EC-Karte oder Smartphone bezahlen.
Was man auf alle Fälle immer machen sollte, bevor man das Handy anfasst, sich die Hände gründlich waschen. Wenn man unterwegs ist und die Hände nicht waschen können, eignen sich Desinfektionstücher, um das Handy von Schmutz und Bakterien zu befreien.
Im zweiten Teil unseres Blogbeitrages zeigen wir dann, wie sie ihr Smartphone von unnützen Altlasten befreien, den Datenmüll in den Griff bekommen, für frischen Wind im Speicher und für mehr Power in der Leistung sorgen können.
Ein Kommentar
Man sollte beim Handy am besten einen regelmäßigen Putzplan einführen, der Neujahr, Frühling, Herbst und Winter umfasst. So kann man sicherstellen, dass das Gerät kontinuierlich sauber und keimfrei bleibt.
Guter und informativer Beitrag!