Eine psychologische Perspektive auf das Telefonieren
6. Februar 2020 Veröffentlicht von Raphael DoerrOb man es glaubt oder nicht, es gibt Studien zum Thema „Psychologie des Telefonierens“. Wir haben einige Fakten der Studien zusammengetragen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Öfter das Telefon in die Hand nehmen, kann für die Psychologie gut sein und erfolgreich im Job machen.
Empathisch am Telefon
In Experimenten wurde herausgefunden, dass Menschen die Emotionen andere am besten erkannten, wenn sie lediglich deren Stimmen hörten. Sahen Sie in einer vergleichbaren Situation nur das Gesicht oder sagen Sie die Person, war die Einschätzung schlechter. Die Stimme verrät also viel über unsere Gefühle, und sich auf diesen einen Sinn zu konzentrieren kann sich lohnen.
Erfolgreich am Telefon
Probanden, die Fremde bitten sollten, an einer Umfrage teilzunehmen, wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die einen sollten per Mail, die anderen Telefonisch um Teilnahme an der Umfrage bitten. Beide Gruppenteilnehmer glaubten bei der Akquisition etwa gleich erfolgreich zu sein. Doch die Gruppe am Telefon war viel effizienter und erfolgreicher und erhielt im Schnitt 34-mal mehr Zusagen.
Selten am Telefon
Leider telefonieren die Menschen zunehmend weniger. Textnachrichten verdrängen das Telefonat und verkürzen damit den Dialog. In einer Umfrage unter Jugendlichen sagten 97 Prozent, dass sie täglich oder zumindest mehrmals pro Woche via Smartphone chatten. Nur noch 30 Prozent telefonieren auf wöchentlicher Basis.
Verbunden am Telefon
Wer mit einem Fremden kommuniziert, fühlt sich ihm näher. Das stellt eine Studie bei sozial ängstlichen Personen nach dem Telefonieren, einer realen Begegnung und dem Chatten fest. Weniger Ängstlichen reichten Textnachrichten nicht, sie brauchten für die Nähe direkten Kontakt oder ein Telefonat.
Angst am Telefon
Ein Fremder nimmt den Hörer ab, man hat keine Zeit, die Antwort zu durchdenken, stottert, hat einen Blackout – und der andere hält einen für dumm: Nicht wenige Menschen fürchten sich vor solchen Szenarien – und damit dem Telefonieren. Oft steckt dahinter eine soziale Phobie.
Gegen Angst vor dem Telefonieren hilft übrigens Telefonieren. Wer zum Höhrer greift, erfährt, dass die Phobie unberechtigt ist. Mit jedem Mal schwindet die Angst ein wenig mehr. Zum Üben gibt es viele Möglichkeiten. Man kann z.B. Essen bestellen oder im Kino anrufen, um Karten zu reservieren.
3 Kommentare
Dass sich die Gemütslage des Gesprächspartners aufgrund seiner Stimme am besten beim Telefonieren erkennen lässt, überrascht mich sehr. In der Regel wird schließlich angenommen, dass soziale Interaktionen im echten Geschehen nicht durch Telekommunikation ersetzt werden können, weil durch die fehlende Mimik und Gestik die Emotionen nicht gleichermaßen beim jeweiligen Gesprächspartner ankämen. Da ich aus beruflichen Gründen demnächst häufig über das Internet telefonieren werde, kann ich dies dann ja mit einem umso besseren Gewissen tun.
Hallo Verena,
vielen Dank für Ihren Kommentar und das Feedback. Wir geben uns stets Mühe relevante und informative Beiträge zu verfassen und freuen uns natürlich sehr, dass dieser Text für Sie interessant war.
VG
Die Mimik irritiert oft und wirkt verstellt. Bzw das gesagte dadurch verstellt. Die Tonlage lügt nur selten.