Trend Telefonie: Telefonieren ist beliebt, gerade in der Pandemie
11. Dezember 2020 Veröffentlicht von Raphael DoerrTrend Telefonie: „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“. So lautete der erste Satz, der im Jahr 1861 übers Telefon gesprochen wurde. Es folgten noch viele bedeutendere Worte: Heute telefonieren allein die Deutschen 809 Millionen Minuten pro Tag. Telefonieren ist beliebt, gerade in Pandemie-Zeiten.
Smartphones werden immer beliebter. Trotzdem haben viele Unternehmen und Haushalte noch einen Festnetzanschluss. Gerade Home Office hat das Telefonieren über das Festnetz einige Vorteile gegenüber dem Smartphone. „Vor allem in vielen Geschäftsbereichen und Büros ist er kaum wegzudenken, um verlässlich erreichbar zu sein“, betont Arne Düsterhöft vom Verbraucherportal „Finanztip.de“. Die Verlässlichkeit der Anschlüsse sei ein Grund, um auch im Privathaushalt nicht darauf zu verzichten. „Das Festnetz ist noch lange nicht tot“, bestätigt auch Fritz Himmler vom Mediendienst Biallo. Über das Netz laufe schließlich auch oft das Internet, so der Experte. „Wie es mit dem Festnetz-Telefonat weitergeht ist aber ein bisschen Kaffeesatzleserei.“ Oftmals sei das Telefon automatisch Bestandteil von Internetanschlüssen und werde dann eben genutzt. Bei der Erreichbarkeit im Homeoffice spiele es ebenfalls eine Rolle.
Populäre DECT-Telefone
Als Telefon-Endgeräte für daheim sind insbesondere Mobilteile gefragt, die sich über den Funkstandard DECT mit ihrer Basis verbinden. „DECT-Telefone haben sich seit Jahren bewährt, moderne Endgeräte arbeiten meist strahlungsarm und sind in der Regel so konzipiert, dass man auch untereinander telefonieren kann, wenn mehrere Handapparate angeschlossen sind“, erklärt Wolfgang Pauler vom „Chip“-Fachmagazin – oft sogar ohne eigene DECT-Basis: „Viele Router-Hersteller haben die DECT-Basisstation bereits im Gehäuse integriert, sodass nur die Handapparate angemeldet werden müssen.“
„Auch wenn sich die Sprachqualität in den Handynetzen in den letzten Jahren stetig verbessert hat, lässt der Empfang gerade auf dem Land streckenweise immer noch zu wünschen übrig“, unterstreicht Arne Düsterhöft.
Festnetz-Telefonie kostet nicht viel
Die Gründe, aufs Festnetztelefon zu verzichten liegen sicherlich nicht in den Kosten. Unterm Strich erzeugt der Telefonanschluss keine oder nur sehr geringe Mehrkosten. Ein guter Grund für die Festnetznummer sei zudem die Erreichbarkeit bei eventuellen Störungen. Gibt es mit dem Mobiltelefon Probleme oder eine Netzstörung, ist das Festnetz immer noch ein Weg, um erreichbar zu bleiben oder eben auch den Mobilfunkanbieter anzurufen.
Klassische Telefonanschlüsse auf analoger oder ISDN-Basis sind nach Zahlen der Bundesnetzagentur so gut wie ausgestorben: Gab es davon 2015 noch 16,2 Millionen, waren es 2019 nur noch 0,7 Millionen. Der Grund dafür ist eine Umstellung, die quasi alle Anbieter vorgenommen haben: Sie realisieren die Telefonanschlüsse nun übers Internet, wodurch die Anschlüsse auch flexibler nutzbar sind – etwa über den Router und beliebige, daran angeschlossene Telefone, über spezielle Internettelefone oder sogar ortsunabhängig mit dem Smartphone.
Fiber to the House
Die Kunden in Deutschland wollen bei ihren Anschlüssen immer mehr Geschwindigkeit. „Dazu hat auch die Corona-Pandemie mit Homeoffice, Homeschooling und Freizeitnutzungen zu Hause beigetragen“, so Prof. Gerpott, Leiter der TK-Studie . Die Zahl der Haushalte, die mehr als 250 Mbit/s buchen, verdoppelt sich von 1,3 auf 2,9 Millionen. Der Anteil der nachgefragten Festnetzanschlüsse mit mindestens 50 Mbit/s Downstream-Bandbreite wird 2020 auf fast 47 Prozent wachsen. Im Vergleich zum Vorjahr klettert die Zahl der vermarkteten Breitbandanschlüsse in Deutschland 2020 um rund eine Million. Und fast die Hälfte der Kunden bucht Anschlüsse mit mehr als 50 Mbit/s. Das geht aus der TK-Marktstudie des VATM hervor.
Zulegen konnten laut der Studie sowohl Breitbandanschlüsse per DSL, Kabel (HFC) als auch FTTH/B. Der Löwenanteil entfällt 2020 weiterhin auf den Netzzugang per DSL bzw. VDSL. Auf diese Netzarten basieren 25,6 Millionen der Breitbandanschlüsse, das entspricht 70,8 Prozent. Gegenüber 2019 legt die Zahl der DSL/VDSL-Anschlüsse um rund 300.000 zu. Ebenfalls 300.000 mehr Kabelanschlüsse werden laut Schätzung der TK-Studie bis Ende 2020 vermarktet. Ende 2020 sollen in Deutschland 1,9 Millionen solcher Glasfaseranschlüsse vermarktet sein, das sind 5,2 Prozent aller gebuchten Breitbandanschlüsse. Im Vergleich zum Vorjahr sind es rund 400.000 mehr.
Im Festnetz wird im Schnitt 168,1 GB Datenvolumen pro Monat verbraucht
Der Trend zur Buchung von Anschlüssen mit höheren Bandbreiten zeigt sich auch beim Blick auf das verbrauchte Datenvolumen. Der Breitband-Internetverkehr im Festnetz soll bis Ende 2020 auf 72 Milliarden Gigabyte zulegen, eine Steigerung um 28,6 Prozent im Vergleich zu 2019. Das durchschnittlich verbrauchte Datenvolumen pro Anschluss und Monat soll um 25 Prozent auf 168,1 GB steigen. Zum Vergleich: Der monatliche Datenverbrauch pro Mobilfunk-SIM-Karte liegt in diesem Jahr lediglich bei 3 GB.
Over the top
Jeder von uns nutzt sicherlich schon den einen oder anderen OTT Dienst für Serien oder Fußball. Netflix und Amazon Prime sind die weltweit bedeutendsten Anbieter von OTT-Diensten. Hinzu kommen die Angebote von Sky Go oder Dazn. Der Begriff Over-the-top content (OTT) bezeichnet die Übermittlung von Video- und Audioinhalten über Internetzugänge.
Zwei Voraussetzungen sind entscheidend, damit Over the top content problemlos empfangen werden kann. Zum einen muss der Internetanschluss des Nutzers eine ausreichend hohe Datenrate ermöglichen. Ohne eine Breitbandverbindung funktioniert das Konzept nicht. Auf der anderen Seite muss der Anbieter die Inhalte so weit anpassen, dass sie auf allen Plattformen korrekt angezeigt werden. In Deutschland nutzen laut Bundesnetzagentur rund 83 Prozent der Bevölkerung OTT-Kommunikationsdienste, die über das offene Internet erbracht werden. Eine hohe Affinität zu OTT-Kommunikationsdiensten besteht vor allem in jüngeren Altersgruppen. So liegt der Nutzeranteil in der Gruppe der 16- bis 24-Jährigen schon bei 98 Prozent, während dieser in der Altersgruppe der über 75-Jährigen nur 43 Prozent beträgt. Coronabedingt hat sich die Zahl der Anwender, die einen OTT-Kommunikationsdienst nutzen gegenüber der Festnetztelefonie stark erhöht. Experten gehen davon aus, dass dieser Trend anhalten wird.
FTTB, die Abkürzung steht für „Fiber to the Building“. Hier endet die Glasfaser nicht wie bei VDSL am Verteilerkasten auf der Straße, sondern direkt im Gebäude. Mit FttH (Fibre to the Home) wird das Signal sogar bis in die einzelnen Wohneinheiten über eine Glasfaservernetzung verteilt. Ein solcher direkter Glasfaseranschluss ermöglicht wesentlich höhere Datenraten als VDSL, und das bei einer nahezu verlustfreien und störungsarmen Signalübertragung. Mit FttB sind Bandbreiten bis zu 100Mbit/s möglich, FttH erreicht sogar 1 Gbit/s. Diese beiden Glasfaser-Anschlüsse übertragen Daten auch über größere Distanzen von der Vermittlungsstelle zum Endnutzer verlustfrei.