Stau in Sicht – diese Apps helfen
8. August 2022 Veröffentlicht von Raphael DoerrWie jedes Jahr erwartet der ADAC mit dem Beginn der Sommerferien in Bayern und Baden-Württemberg besonders viele lange Staus. Den Autofahrern drohe „eines der schlimmsten Stauwochenenden der Saison”, warnte der ADAC in München. „Wer nicht im Dauerstau stehen möchte, sollte über einen alternativen Reisetermin unter der Woche, zum Beispiel Dienstag oder Mittwoch, nachdenken”, rät der Automobilclub. Das gleiche Bild gilt natürlich auch für das Ende der Ferien, Staus ohne Ende. Ein Urlaub ohne Stau, das wäre kein Urlaub. Doch glücklicherweise gibt es Apps, die uns vor Stau warnen und umleiten können.
„Der Stau gehört zum Urlaub einfach dazu. Wenn man irgendwo alleine unterwegs ist, hat man eher das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben”, sagt Michael Schreckenberg seines Zeichens Professor und Stau- und Verkehrsforscher in einem Beitrag der SZ. Und er kann dies durch Zahlen belegen: Zur Hauptreisezeit fluten die Massen zuverlässig am Samstagvormittag die Autobahnen. Und auch für den ADAC-Stauexperte Andreas Hölzel steht fest: “Der Autourlaub hat eine Renaissance erlebt.“ Wie der Stauforscher geht er davon aus, dass sich viele Menschen lieber in den Stau stellten als in Flughäfen und Bahnhöfen lange auf ihren Anschluss zu warten. „Dann ist man immer noch Herr seiner Fortbewegung und fühlt sich nicht so ausgeliefert – erst recht nicht bei diesen Temperaturen”, so Schreckenberg: „Viele sind lieber in ihrem Auto wie in einem verlängerten Wohnzimmer unterwegs, auch weil sie die Klimatisierung selbst bestimmen können.”
Nicht nur zur Ferienzeit
Wer also auf volle Autobahnen verzichten kann und nicht im Stau stecken möchte, muss sich informieren und gegebenenfalls auf alternative Routen ausweichen. Für Stauforscher Schreckenberg allerdings eine nur bedingt akzeptable Lösung. Und er verrät auch in einem Interview mit der SZ warum dies der Fall ist: „Die meisten Autofahrer werden blind aufs Navi hören. An der Richtung, in die die Audis und BMWs abbiegen, lässt sich erkennen, welches Navigationssystem sie haben, ob ein Tom Tom oder Navigon drin steckt. Jede Marke zeigt allen Nutzern die gleichen Informationen und damit die gleiche Ausweichstrecke und produziert damit den Stau gleich mit…. Und weil jeder ein Navi hat, hat kaum einer einen Vorteil. Für ihn ist Verkehr ein Minoritäten-Spiel: „Derjenige gewinnt, der die Strecke mit den wenigsten Teilnehmern wählt. Man sollte sich immer fragen: Was werden wohl die anderen machen und dann das Gegenteil tun. Ich fahre immer die Strecke, vor der am meisten gewarnt wird.“
Lieber mit App
Navigations-Apps werden dagegen immer beliebter und so setzen immer mehr Auto- und Motorradfahrerinnen und -fahrer auf eine Navigations-App für ihr Smartphone. Ein Drittel (33 Prozent) informiert sich dabei über Google Maps, Apple-Karten und Co. über Staus. 22 Prozent nutzen Staumelder-Apps wie Stau1, StauMobil oder Staumelder24. Das zeigt eine repräsentative Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 1.000 Personen in Deutschland ab 16 Jahren, darunter 785 Auto- und Motorradfahrerinnen und -fahrer.
„Navigations-Apps greifen in Echtzeit auf Staumeldungen und weitere Verkehrsinfos zu und können dadurch Umgehungen minutengenau und flexibel auf dem Smartphone anzeigen“, erklärt Nils Heller, Mobilitätsexperte bei Bitkom. „Sie greifen zur Darstellung der Verkehrslage neben GPS auch auf die Standortdaten anderer Smartphones zurück – sofern die Übermittlung anonymer Standortdaten auf den Geräten aktiviert ist. So erhalten die Nutzerinnen und Nutzer unter Berücksichtigung von Sperrungen, Baustellen und Mautstrecken stets einen auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmten Routenvorschlag. Solche Funktionen bieten allerdings auch immer mehr festverbaute Navigationsgeräte, die sich wie Smartphones mit dem Internet verbinden und so ebenfalls Echtzeitdaten nutzen können.“
Aber auch das beste Echtzeitsystem kann die Verkehrslage nicht um einige Stunden im Voraus berechnen. Der ADAC orientiert sich daher auch bei seinen Stauprognosen an den Erfahrungswerten, auch aus den Vorjahren und liegt dabei nicht falsch.
Von Experten empfohlen – Navigations-Apps
Bereits im Sommer letzten Jahres nahm die Stiftung Warentest eine Reihe von Navi-Apps unter die Lupe. Mit dabei kostenpflichtige, aber auch kostenlose Angebote für Android und Apples iPhone (iOS). Unter Android gewinnt mit einer Benotung von 1,9 aber nicht etwa Google Maps, sondern ganz knapp davor das kostenpflichtige TomTom Go Navigation, wie giga.de auf der Webseite berichtet. „Größter Pluspunkt von TomTom ist die Kerndisziplin, also die Navigation selbst. Keine andere App kommt da ran. Bei der Verkehrsdienste genannten Unterrubrik, die etwa die Berechnung aktueller Staulängen oder alternative Routen beinhaltet, schlägt TomTom sogar den Datenkönig Google und erreicht als einziger Anbieter die Höchstwertung,“ schreiben die Tester. TomTom ist kostenlos für iOS und Android erhältlich. Zur Nutzung der App ist ein Abonnement ab 19,99 Euro pro Jahr notwendig
Das Online-Magazin Netzwelt empfiehlt auch diese Apps: Waze, Magic Earth, TomTom GO Navigation, Here WeGo und auf Platz 1 Google Maps. MAPS.ME, eine der besten Offline-Navi-Apps wird noch von Vodafone empfohlen.
Netzwelt schreibt in seiner Begründung für Google Maps: „Für uns steht Google Maps klar auf Platz 1. Der Platzhirsch unter den Kartendiensten glänzt mit Aktualität und informiert euch zuverlässig über Staus oder Straßensperrungen und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, diese zu umfahren. Im Navigationsmodus könnt ihr stets aus verschiedenen Routen wählen und euch per Sprache navigieren oder nur vor Gefahren und Verzögerungen warnen lassen, was besonders für Pendler sehr praktisch ist.“
Inzwischen ist Google Maps eine der beliebtesten Navigations-Anwendungen, da der Konzern über eine gigantische Menge an Verkehrs- und Kartendaten verfügt. Außerdem ist die App völlig kostenlos. Durch die vielen Nutzer weiß die App schnell, wo sich ein Stau bildet. „Bewegen sich die Smartphones vieler Anwender auf einem Streckenabschnitt mit 130 km/h etwa nur in Schrittgeschwindigkeit, wird dieser auf Ihrer Karte in rot als Stau angezeigt. Somit können Sie rechtzeitig reagieren und sich eine Umfahrung vorschlagen lassen. Dort gilt dasselbe: Ist diese bereits dicht, sagt ihnen Google Maps auch, dass Sie besser auf der Autobahn bleiben sollten.“
Das sollte man wissen
Smartphone, Tablet und weitere elektronischen Geräte darf man nur während der Fahrt benutzen, wenn man sie nicht in der Hand hält, sondern diese sich in einer Halterung befinden. Erst wenn das Fahrzeug steht, darf man elektronische Gerät in die Hand nehmen und sie bedienen. Wer das Handy am Steuer benutzt muss in Deutschland mit einer Geldstrafe von mindestens 100 Euro sowie einem Punkt in Flensburg rechnen. Kommt eine Gefährdung hinzu, beträgt die Strafe 150 Euro, 2 Punkte und 1 Monat Fahrverbot.
Laut Bitkom verlasen sich die meisten Autofahrer:innen trotz App auf dem Smartphone oder Navigationsgerät aber grundsätzlich auch auf die Staumeldungen im Radio.
Die ultimative Stau-Experience
Wer sich körperlich und mental auf Staus einstellen möchte, sollte sich zwei Filme vorab ansehen. Der Kinofilm Stau kam 1980 in die Kinos und ist eine italienische Produktion mit Starbesetzung. Die Story: Auf einer Straße nach Rom herrscht Stillstand, nichts geht mehr. Stau und es ist heiß und alle sind genervt und gereizt und wen wundert´s – die Emotionen kochen über. Der arrogante Industrielle im Jaguar, die prollige Großfamilie im Kleinwagen, Halbstarke, Kriminelle, das zerrüttete Paar (Annie Girardot, Fernando Rey), die Aussteigerin, der Filmstar (Marcello Mastroianni) – sie alle eint das Schicksal, in großer Hitze vor den Toren Roms im Stau festzustecken. Großes Kino u.a. mit Marcello Mastroianni, Ugo Tognazzi, Gérard Depardieu und Miou-Miou.
Die Steigerung von Stau ist Super Stau, eine deutsche Produktion u.a. mit Otti Fischer. Den kann man sich sogar auf YouTube anschauen. Die Story: Die erste große Reisewelle während der Sommerferien steht an, und die Autobahnen sind hoffnungslos überfüllt. Der Weg in den Süden ist durch einen enormen Stau verstellt, der die unvorbereiteten Urlauber auf engstem Raum zusammenbringt. Und ab geht die Post.
Zum Schluss noch ein Tipp vom Stau-Experten Schreckenberg: „Ein Stau ist etwas ganz Natürliches. Zu stehen und zu warten, ist aber auch nicht das Dramatische. Entscheidend ist: Komme ich rechtzeitig an? Es geht um Planungssicherheit.“ Schaffe ich die Fähre? Checke ich pünktlich ein? Schaffe ich meine Reservierung.
2 Kommentare
Guten Tag
Es ist ja immer wieder interessant, wie Sie auf die Staus hinweisen, und manchmal sogar “Alternativen” benennen, z. B. bei Stau am Gotthard, die Route über den San Bernardino empfehlen.
Bitte empfehlen Sie doch auch, dass es in der Schweiz noch anders Alternativen gegen den sTaus gibt
:- weniger Auto fahren
-die öffentlichen Verkehrsmittel benützen
– nicht alleine in einem 4 plätzigen Auto fahren
– also ein kleineres Auto benützen
– usw.
Ich sehe nicht ein, dass Sie auf diese Alternativen nicht regelmässig hinweisen. Bei allen diesen Alternativen sind die CO2 Emissionen kleiner, ebenso der Lärm, vielleicht auch die psychische Gesundheit, (z.B. weniger Stress!), vielleicht sind Sie glücklicher????? das wäre doch was.
Ja, ich erwarte, als Schweizer Bürger, dass Sie auf diese Alternativen regelmässig hinweisen, auch der psychischen und der physischen Gesundheit (Stichwort Lärm, gesunde Luft) zu Liebe.
Mit freundlichen Grüssen
Thomy Truttmann
Lieber Herr Truttmann,
vielen Dank für Ihre interessante Nachricht.
Wir verstehen Ihren Standpunkt. Wir ermutigen auch niemandem zum Autofahren.
Wir sind auch nicht die Ersteller von Stau-Apps. Wir sind Smartphone-Hersteller.
Wir weisen lediglich auf interessante Apps hin, die unseren Smartphone Kunden gefallen könnten.
VG, ^RD