Festnetz beliebt wie nie! Warum in der Krise telefoniert wird.
30. März 2020 Veröffentlicht von Raphael DoerrIm Corona-Ticker, den Vodafone in seinem PR-Newsroom eingerichtet hat, vermeldete der Netzbetreiber am 27. März einen massiven Anstieg von Telefonaten. +38% bei Mobiltelefonie und sogar +52% im Festnetz. Warum das so ist, wird hier erklärt.
Netze stabil!
Vodafone ging es vor allem darum zum kommunizieren, dass die Netze stabil bleiben. Im Rahmen der Meldung hat das Unternehmen dann folgende Info zur Verfügung gestellt: „Im Festnetz wurden gestern 44% mehr Daten im Vergleich zu normal verbraucht, während sogar 52% mehr Telefonate geführt wurden. Im Mobilfunk wurden gestern mit 13% etwas mehr Daten im Vergleich zu einem normalen Donnerstag verbraucht. Mobil wurden 38% mehr Telefonate geführt.“
Einzelfall?
Nein! Wie die Presse berichtet, vermelden auch Telefónica (+33%) und die Telekom einen deutlichen Anstieg bei Festnetz-Telefonaten. Leider veröffentlichte die Telekom dazu keine konkreten Zahlen.
Die Menschen telefonieren also wieder mehr. Sowohl am Smartphone wie vor allem mit dem Festnetz. Warum das so ist, lässt sich relativ einfach erklären:
- Home Office: Natürlich sind Millionen von Menschen aktuell zu Hause und arbeiten von dort. All die Telefonate für Konferenzen sowie der zusätzliche Austausch mit Kollegen, der nun nicht mehr auf dem Gang stattfinden kann, muss jetzt über Telefonate geregelt werden
- Private Kontakte: Die Maßnahmen zu Reduktion der Ausbreitung des Coronavirus sind in Deutschland gerade einmal eine Woche in Kraft. Dennoch merken die Menschen, wie ihnen die sozialen Kontakte fehlen. Auch hier wird also – egal ob Familie oder Freunde – wieder häufiger zum Telefon gegriffen
Nähe entsteht nur durch das Gespräch
Ein weiteres interessantes Phänomen beobachtete ebenfalls Telefónica. Der Konzern wies darauf hin, dass nicht nur mehr Telefonate stattfinden, sondern dass diese auch viel länger dauern als sonst. „Unsere Kunden telefonieren derzeit ausgiebiger und länger miteinander“, heißt es von Telefónica.
„Aus diesen beiden Trends kann man schlißen, dass die relativ oberflächliche Kommunikation durch WhatsApp- oder Textnachrichten bei einer sozialen Distanzierung nicht mehr ausreicht, um Nähe zu schaffen“, so Raphael Dörr, SVP Corporate Communications & Investor Relations bei Gigaset. „Small Talk oder in diesem Fall eine WhatsApp-Nachricht ist wie Fast Food. Stillt den ersten Hunger, ist aber weder nachhaltig noch gesund. Tiefgehende Gespräche sind tatsächlich Nahrung für die Seele – das zeigen zahlreiche Studien. In Krisenzeiten wird diese Tiefgründigkeit für Menschen noch wichtiger.“
Bedarf an Festnetztelefonen wird steigen
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis mehr und mehr Menschen in ihrem Zuhause den Wunsch nach einem Festnetztelefon entwickeln werden. Sei es, dass ihnen die technischen Probleme mit ständig leeren Akkus, schlechter Sprachqualität oder schlechtem Empfang beim Smartphone oder die Verbindungs- und Leitungsprobleme bei Online-Tools wie Skype und Co. im beruflichen Einsatz zu viel werden, oder der Wunsch nach klar klingender privater Kommunikation steigt.
Netze stabil?
Tatsächlich scheint die Situation nicht ganz so stabil zu sein, wie man vermuten könnte. In Spanien wurden Bürger bereits von der Regierung dazu angehalten das Festnetz anstelle von Smartphones zu nutzen, um die Netze zu entlasten. Auch in Deutschland laufen wir seit Beginn der Corona-Krise nicht mehr auf voller Leistung. Die Presse weist bereits in verschiedenen Berichten auf Drosselungen von Netzanbietern hin. Deutet das auf eine Ausweitung der Netzkrise auch in Deutschland hin? Was wären die Auswirkungen auf das Netz, wenn es z.B. zu einer vollständigen Ausgangssperre oder einer Schließung aller Unternehmen, wie in Italien oder Spanien kommen würde. Was wäre dann mit den Netzen? So oder so, es empfiehlt sich ins Festnetz zu investieren und eventuell jetzt noch ein Telefon zu kaufen.
Warum die Eile?
Nein, wir wollen nicht einfach blind zum Kauf eines neuen Festnetz-Telefons überreden. Natürlich stellt Gigaset Schnurlostelefone her und ist Marktführer in Europa. Das Problem ist, dass aktuell nicht vorhergesagt werden kann, wie es weitergehen wird. Eine Meldung von CHIP lässt Sorgen aufkommen. Da immer mehr Menschen auch Lebensmittel, Babynahrung und Drogeriebedarf über Amazon bestellen, um nicht mehr aus dem Haus zu müssen, hat Amazon angekündigt, dass eventuell alle „nicht essenziellen“ Produkte hinten anstehen müssen. Sprich das Buch, die Turnschuhe, die Batterien und ähnliche Themen könnten Lieferzeiten von bis zu einem Monat haben. Der Super-Gau, wenn man sich zu spät entschließen sollte doch noch ein Telefon anzuschaffen, bevor unter Umständen die Mobilfunknetze in die Knie gehen. Sicherlich kein Szenario, das wir erwarten, aber vor wenigen Wochen hätte auch niemand gedacht, dass nahezu ganz Europa seit einer Woche zu Hause bleibt und Kontaktsperren gelten…