Was Sie schon immer über Johns Hopkins wissen wollten…
4. Juni 2020 Veröffentlicht von Raphael Doerr„Laut Zahlen der Johns-Hopkins-Universität“ – diesen Satz kennt jeder von uns. Ob im Radio oder im Fernsehen, ob Online oder in der Zeitung, „Johns Hopkins“ wie es richtig heißt, auch wenn mache Fernsehmoderatoren sich schon mal versprechen und „John Hopkins“ sagen, ist was die Zahlen zur Coronavirus-Pandemie angeht, omnipräsent. Und viele fragen sich zurecht: Wer ist dieser Johns Hopkins? Woher haben die alle Daten so schnell? Und warum weiß die US-amerikanische Universität die aktuellen Fallzahlen für Deutschland noch vor der offiziellen deutschen Meldestelle, dem Robert-Koch-Institut (RKI)? Stellen sie diese Fragen im Bekannten- oder Freundeskreis bleiben viele die Antwort schuldig. Grund für uns, Licht ins Dunkel zu bringen und diese Fragen zu beantworten.
Johns Hopkins der Philanthrop
Ja, diesem Mann hat es wirklich gegeben und sein Vorname ist auch Johns. Bei Wikipedia heißt es: „Oft wird angenommen, sein Vorname sei „John“ gewesen. Das ist falsch – der Vorname stammt von dem Familiennamen seiner Urgroßmutter, Margaret Johns. Sie heiratete Gerard Hopkins. Sie nannten ihren Sohn Johns Hopkins, und der Name wurde bis zu seinem Enkel weitergegeben.“
Besagter Johns Hopkins stammte aus einer Quäkerfamilie und war eines von elf Kindern. Sein Vermögen machte er im Großhandel und durch Investitionen in aufstrebende Industrien, insbesondere in die Baltimore and Ohio Railroad, deren Direktor er 1847 wurde. Als er 1873 starb hatte er keine Erben und so bestimmte er in seinem Testament, dass sein Vermögen von sieben Millionen Dollar für die Errichtung eines Krankenhauses und angeschlossener Ausbildungsstätten, eines Waisenhauses und einer Universität verwendet werden sollte. Diese Summe entspricht heute mehr als 150 Millionen Dollar. Zu jener Zeit war dies das größte philanthropische Vermächtnis in der Geschichte der USA.
Auf der Webseite der Johns Hopkins University steht: „Die Universität trägt ihren Namen nach dem Maryland-Philanthropen Johns Hopkins aus dem 19. Jahrhundert, einem Unternehmer und Abolitionisten mit Quäker-Wurzeln, der an die Verbesserung der öffentlichen Gesundheit und Bildung in Baltimore und darüber hinaus glaubte.“
Die Johns Hopkins Universität
Die Johns Hopkins University ist neben Harvard und Yale sicherlich die renommierteste amerikanische Eliteuniversität und zählt auch weltweit zu einer der besten. Insgesamt sind mit der Universität bis heute 37 Nobelpreisträger, darunter 18 Medizinnobelpreisträger und ein Fields-Medaillen-Preisträger verbunden. Die Spitzenuniversität, die Forschung und Lehre nach dem Vorbild deutscher Universitäten, insbesondere nach dem Modell der Universität Heidelberg, vereinte, wurde am 22. Februar 1876 gegründet.
Und auch im Gesundheitsforschungsbereich schneidet JHU exzellent ab. In den vergangenen Jahren belegte die Universität wiederholt Platz eins im „U.S. News & World „-Ranking für ihren Masterstudiengang Public Health. Im Jahr investiert die Universität mehr als 2,5 Milliarden Dollar in die Forschung. Neben der „School of Medicine“, die sich der biomedizinischen Wissenschaft verpflichtet fühlt, kümmert sich die „Bloomberg School of Public Health“ um Fragen der öffentlichen Gesundheitsversorgung. Die „School of Nursing“ setzt in den USA seit langem die Standards bei der Ausbildung von Krankenschwestern.
Führen mit Zahlen
Am 22. Januar dieses Jahres veröffentlichte die Johns Hopkins University erstmals ihre „Covid-19-Karte“ – eine Art interaktives Dashboard. Mehr als 1,2 Milliarden Menschen nutzen die Internetplattform der Universität mittlerweile, um Informationen über die weltweite Ausbreitung des Virus zu bekommen. Die Pandemieweltkarte wurde nach Angaben der Universitätswebsite entwickelt, „um Forschern, Gesundheitsbehörden und der breiten Öffentlichkeit ein benutzerfreundliches Instrument an die Hand zu geben, mit dem sich der Ausbruch verfolgen lässt“.
Das interaktives Online-Dashboard, das vom „Center for Systems Science and Engineering (CSSE) der Johns Hopkins University“ gehostet wird, bereitet die weltweit gemeldeten Fälle der Coronavirus-Krankheit (COVID-19) optisch und nahezu in Echtzeit an.
Ihre Daten beziehen die Forscher von der Weltgesundheitsorganisation, den US-amerikanischen Zentren für Seuchen und Prävention, dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten, der Nationalen Gesundheitskommission der Volksrepublik China sowie von DXY, eine der weltweit größten Online-Communities für Ärzte, Angehörige der Gesundheitsberufe, Apotheken und Einrichtungen. „Die Forscher gehen aber auch lokale Medienberichte durch, suchen auf Twitter nach Meldungen und bekommen selbst Hinweise geschickt. Diese verifizieren sie nach eigenen Angaben bei den Behörden und speisen sie dann in die Karte ein.“
Laut Recherchen des Magazins Zapp greift die Johns Hopkins Universität auch zum Teil ungefragt auf Quellen von Tagezeitungen zu. Bei den deutschen Fallzahlen etwa auf den Datendienst Worldometer sowie auf automatisierte Erfassungen von der Berliner Morgenpost, Zeit Online und dem Tagesspiegel.
Woher die unterschiedlichen Fallzahlen?
Die aktuellen Fallzahlen, die wir abends in den Fernsehnachrichten präsentiert bekommen stammen aus verschiedene Quellen. Zum einen liefert das Robert Koch Institut (RKI) Daten, zum anderen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und eben die Johns Hopkins Universität in Baltimore. Die Zahlen unterscheiden sich, weil das RKI und die WHO einmal täglich Zahlen herausgeben, die Johns Hopkins Universität die Fallzahlen im Minutentakt aktualisiert. Die Übersichtskarten, die auch das ZDF verwendet, zeigen aufgrund ihrer Aktualität Fallzahlen, die die Johns Hopkins Universität ermittelt hat.
Das ZDF greift bei den Fallzahlen zum Coronavirus auf unterschiedliche Datenquellen zurück. Für Deutschland liefert Risklayer die aktuellsten Zahlen. Zusammen mit Mitarbeitern des Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (CEDIM) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sammelt die Firma mehrmals täglich Daten aus Veröffent-lichungen der Gesundheitsämter der Landkreise und Städte. Diese erhalten Meldungen über neue Corona-Infektionen direkt von den Ärzten und Laboren. Anschließend verschicken die Ämter die Daten an die Gesundheitsbehörden der Bundesländer. Erst dann landen sie beim RKI, das sie wiederum an die Weltgesundheitsorganisation WHO übermittelt. Deshalb können die Zahlen in den verschiedenen Quellen variieren.
Zahlen zu Corona-Infektionen außerhalb Deutschlands stammen von der US-amerikanischen Johns-Hopkins-Universität (JHU). Diese greift Zahlen aus vielen unterschiedlichen Quellen ab, darunter auch von Risklayer. Oft ist aber nicht klar, aus welchen Quellen sich die JHU bedient. Auch methodisch ist nicht in allen Fällen klar, wie die Universität vorgeht. Für die Infektionszahlen in Frankreich werden zum Beispiel mittlerweile nicht nur bestätigte, sondern auch vermutete Fälle herangezogen – bei anderen Ländern nicht.
Ein Kommentar
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