„Made in Germany“ ist wieder sexy!
21. August 2018 Veröffentlicht von Raphael DoerrMan muss nicht (Volks-)Wirtschaft studiert haben, um zu wissen: „Made in Germany“ steht weltweit für Qualität, Fleiß, Ehrgeiz, Präzision und außergewöhnliche Handwerkskunst. Jene Attribute verkörpern das, wofür Deutschland in der ganzen Welt geschätzt wird. Und das hat Bestand. Nicht einmal Abgasskandale, die über Monate weltweit durch die Presse gehen, können dieser Marke nachhaltig Schaden zufügen.
Deutsches Qualitätssiegel aus England
Doch das war nicht immer so – die Wahrnehmung als Produzent von Qualität musste erst über Jahrzehnte hart erarbeitet werden. Der Schriftzug „Made in Germany“ geht auf ein englisches Handelsmarkengesetz von 1887 zurück, nach dem alle Produkte, die aus Deutschland importiert wurden, diesen Schriftzug tragen mussten. Dies sollte die Exportnation Großbritannien damals vor oftmals billigen und qualitativ minderwertigen Imitaten aus Deutschland schützen. „Made in Germany“ war eine Warnung vor schlechter Qualität. Doch Ende des 19. Jahrhunderts verbesserte sich die Qualität deutscher Hersteller um ein Vielfaches, sodass sich der Schriftzug „Made in Germany“ schon bald zu einem Label für Waren erster Güte entwickelte. Schon bald fragten Verbraucher auf der ganzen Welt speziell deutsche Waren nach. Der Titel des Exportweltmeisters geht auch zum Teil auf diese Herkunftsbezeichnung zurück.
Hersteller zieht es zurück nach Deutschland
Unternehmen aus der ganzen Welt haben aus ökonomischen Gründen die Produktion ihrer Waren und Produkte ins Ausland verlagert. Die Produktion in Niedriglohnländern wie China war und ist reizvoll, gerade im Technologie- und Textilbereich, da dort das erforderliche Know-How und niedrige Personalkosten aufeinander treffen. Doch immer mehr Unternehmen verlagern aktuell die Herstellung – oder zumindest Teile davon – wieder nach Deutschland zurück. Der Produktionsstandort Deutschland ist wieder „in“. Aktuell befinden sich rund 20 Prozent der Produktionskapazitäten des deutschen Gewerbes im Ausland. Doch auf jedes vierte Unternehmen, das die Produktion ins Ausland verlagert, kommt ein Unternehmen, das wieder zurückkehrt – besonders aus Ost-Europa und Asien (Quelle). Dazu zählen namhafte Hersteller wie Adidas oder der Smartphone Hersteller Gigaset.
Interne und externe Einflüsse als Gründe
Als Gründe für den Rückzug werden besonders Qualitätsmängel und eine geringere Flexibilität in der Produktion genannt. Dies bestätigt auch, Raphael Dörr, Head of Corporate Communications & Investor Relations von Gigaset: „Die Fertigung von Smartphones in Bocholt bringt uns eine deutlich größere Flexibilität und Logistikvorteile. Wir können hierdurch schnell auf Kundenanforderungen reagieren“. Ähnlich bewertet Adidas die Beweggründe in der Süddeutschen Zeitung (Quelle): Jan Hill, der das „Future-Team“ in der Adidas-Zentrale in Herzogenaurach leitet sowie das Projekt „Speedfactory“ betreut, erklärt, dass Adidas in der Produktion noch schneller sein will und so die Nähe zu den Kunden sucht. Aber auch externe Faktoren, erschweren das zeitgemäße Unternehmer-Leben, denn die Welt ist unberechenbarer geworden. Es vergeht kaum ein Tag, an dem man nichts von Handelszöllen liest, die zur Diskussion stehen. Offene Märkte sind nicht mehr so selbstverständlich, wie sie es noch vor gar nicht so langer Zeit waren. All diese Unruhen veranlasst die Hersteller gängige Prozesse und Prozeduren zu hinterfragen.
Industrie 4.0 ermöglicht Wettbewerbsfähigkeit
Es ist nicht selbstverständlich, dass Unternehmen mit deutscher Produktion mit im Ausland produzierenden Herstellern konkurrieren können – speziell als Elektronikhersteller mit Konkurrenten wie Apple oder Samsung ist das eine Herausforderung. Wie also mithalten, mit globalen Konzernen, die preiswert im chinesischen Shenzhen produzieren? Möglich machen dies modernste Produktionstechniken, insbesondere die Industrie 4.0, die eine kosteneffiziente, moderne Produktion auch in heimischen Gefilden zulässt. Durch Automatisierungsprozesse und flexible Produktionsanlagen kann auch hierzulande kostengünstig, qualitativ hochwertig und schnell gefertigt werden. Die Industrie 4.0 basiert auf intelligenten und digital vernetzen Systemen mit deren Hilfe eine weitestgehend selbstorganisierte Produktion möglich ist. Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte kommunizieren und kooperieren miteinander. Die Hauptarbeit übernehmen Roboter, die einen hohen Grad an Flexibilität ermöglichen: Produktionsabläufe können mit wenig Aufwand angepasst und adaptiert werden.
Smartphones Made in Germany
Als erster Hersteller baut Gigaset in Deutschland Smartphones und beweist, dass Elektronikprodukte wie Smartphones nicht zwangsläufig in Fernost produziert werden müssen, wo Arbeiter und Zulieferer zahlreich parat stehen. Das neue Gigaset GS185 wird ausschließlich in Bocholt, mit einer Kapazität von bis zu 6000 Stück pro Woche gefertigt. Der Automatisierungsgrad beträgt schon heute 70%, Tendenz weiter steigend. Der Wertschöpfungsanteil in der Produktion des Gigaset GS185 in Deutschland liegt deutlich über 50%. Hierzu zählen produktbestimmende Merkmale wie Produktdesign und technische Konzeption sowie die entwicklungsbegleitende Qualitätssicherung. Durch die optimierte Lieferkettenlogistik aus Deutschland heraus erreicht Gigaset zudem eine Reduzierung des gesamten Logistikaufkommens in Bezug auf Volumen und Gewicht, in Materialan- und Produktauslieferung und reduziert damit signifikant den CO2-Ausstoss.
Das Ergebnis ist ein zuverlässiges und langlebiges Smartphone zu einem sehr ansprechenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Nähe des Produktionsstandortes hat auch für die Verbraucher zahlreiche Vorteile: Einerseits kann schnell und flexibel auf Kundenwünsche reagiert werden. So lassen sich z.B. kundenspezifische Designs (Farben und Logos), Verpackungen und Aktionspakete inkl. Zubehörbeipacks realisieren. Andererseits haben Kunden klare Vorteile beim Service. Durch das bei der Produktion erworbene Know-How lassen sich die Produkte im Servicefall deutlich besser und schneller reparieren. So werden 80% der retournierten Smartphones noch am gleichen Tag repariert und zurückgesendet. Verbraucher freuen sich über leistungsstarke Smartphones, Handels- und Vertriebspartner schätzen die unkomplizierte Logistik und die Umwelt hat auch etwas davon – ja, „Made in Germany“ ist wieder sexy!
2 Kommentare
Gerade habe ich in dem Glauben,ein in Deutschland produziertes Handy zu kaufen, ein gx 290 + in Betrieb genommen. Als ich es eben nocheinmal zur Hand nahm und umdrehte, wäre es mir fast herunter gefallen. Made in China!
Ständig wird in Ihren Werbungen und Veröffentlichungen mit „made in germany“ geprahlt. Und dann das. Ich bin ziemlich sauer!
Sehr geehrte Frau Pröve,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Zur Erklärung: Nicht alle Gigaset Smartphones sind „Made in Germany“. Das GX290+ z.B. ist nicht „Made in Germany“. Sie werden auch nirgendwo Werbung finden, die sagt, dass das anders wäre. Modelle wie das GS5 oder das GX6 sind „Made in Germany“ und hier werben wir dann auch damit.
Beste Grüße,
^RD