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In Deutschland steigt die Bildschirmzeit auf 10 Stunden pro Tag

1. März 2022 Veröffentlicht von Raphael Doerr

In Deutschland nutzen 2021 fast 67 Millionen Menschen das Internet – 100 Prozent der unter 50-Jährigen, 95 Prozent der Gruppe zwischen 50 und 69 Jahren und 77 Prozent der ab 70-Jährigen. Das geht aus einer aktuellen ARD/ZDF Online Studie hervor. Entsprechend hoch die Bildschirmzeit, die jetzt bis zu 10 Stunden am Tag beträgt.

Ob Smartphone, Laptop oder Fernseher: Seit Corona verbringen die Menschen mehr Zeit vor dem Bildschirm und somit steigt auch die Bildschirmzeit. So beträgt die durchschnittliche Bildschirmzeit derzeit 10 Stunden pro Tag, 70 Stunden in der Woche. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Befragung von mehr als 1.000 Personen ab 16 Jahren in Deutschland, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt wurde.

Dieser Wert ist seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren von damals 8 um 2 Stunden pro Tag gewachsen. Starke Anstiege verzeichnen vor allem Videostreaming, Videotelefonie und Online-Shopping.

Und wie es scheint sind die deutschen Haushalte bestens vorbereitet, um im Internet entspannt zu surfen. „Wie auch immer die künftige Entwicklung sein wird: Mehr als jeder fünfte Haushalt (22 Prozent) hat sich auf eine anhaltend intensive Internetnutzung vorbereitet und wegen der Pandemie einen leistungsfähigeren Breitbandanschluss schalten lassen,“ formuliert es Bitkom-Präsident Achim Berg. 84 Prozent der Befragten nutzen digitale Technologien heute häufiger als vor der Pandemie. Anfang 2021 haben bereits 78 Prozent angegeben, sich intensiver als zuvor damit zu beschäftigen. Die Altersgruppe der Menschen ab 65 Jahren sticht dabei besonders hervor: Von den Seniorinnen und Senioren nutzen mittlerweile drei Viertel (75 Prozent) digitale Technologien häufiger als zuvor – vor einem Jahr war das erst bei der Hälfte (51 Prozent) der Fall.

„Das Internet war für viele Seniorinnen und Senioren Terra Incognita. Unter älteren Menschen hat Corona einen echten Digital-Boom ausgelöst und die digitale Teilhabe stark verbessert“, so der Bitkom Geschäftsführer.

Bildschirmzeit: Silver Surfer

Ein Boom der sich auch in der Nutzung der Smartphones zeigt. Der aktuelle „State of Mobile Report 2022“ von App Annie, einem der führenden Mobile-Analytics-Dienste, zeigt, dass 2021 in den 10 analysierten Top-Märkten, darunter auch Deutschland, die Surfdauer im Durchschnitt mehr als 4 Stunden und 48 Minuten betrug. Das entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Anstieg von ein Anstieg um 30 %.

Smartphone-Nutzer in Brasilien, Indonesien und Südkorea werden 2021 sogar mehr als 5 Stunden pro Tag in mobilen Apps unterwegs. Zum Vergleich, der Durchschnitts-Amerikaner schaute 3,1 Stunden pro Tag Fernsehen, verbrachte aber 4,1 Stunden auf seinem Mobilgerät.

Sieht man sich die Entwicklung im Bereich Social Media an, so hat Instagram inzwischen Facebook bei der täglichen Nutzung deutlich überholt. Das liegt vor allem daran, dass Instagram bei jüngeren Nutzerinnen und Nutzern unter 30 Jahren extrem beliebt ist und Facebook mehr und mehr verdrängt. Ein ganz anderes Bild ergibt sich, wenn man die Gruppe der digitalen Senioren analysiert. Hier bleibt Facebook wichtig und gewinnt sogar an Reichweite.

Mobile First mit dem Smartphone

Der aktuelle „State of Mobile Report 2022“ von App Annie, einem der führenden Mobile-Analytics-Dienste, zeigt zudem ein weiteres Phänomen. Die Verbraucher verlagern ihre Aufmerksamkeit und ihr Portemonnaie immer stärker auf Mobilgeräte, sprich auf Smartphones. Und präsentieren dazu eine ganz unglaubliche Zahl, 2021 sind jede Minute über 320.000 US-Dollar durch die App-Stores geflossen, eine Steigerung von fast 20 % gegenüber früheren Rekorden im Jahr 2020. Die Untersuchung zeigt auch, dass die Verbraucher ihren Unterhaltungs- und Spielekonsum zunehmend auf das Smartphone verlagern. So gab es 2021 über 230 Apps und Spiele, die mehr als 100 Millionen Dollar an jährlichen Verbraucherausgaben generierten. 13 davon brachten sogar mehr als 1 Milliarde Dollar ein.

Für die meisten Menschen ist das Smartphone schon lange ständiger Begleiter. Spätestens seit Pandemie-Beginn steigt die Bildschirmzeit und wir checken noch öfter die Nachrichten-Apps, schreiben noch mehr Kurznachrichten bei WhatsApp & Co und verbringen unsere Freizeit auf Social-Media-Plattformen. Schaut man sich die Grafik des Reports von App Annie an, welche Apps bei den verschiedenen Zielgruppen in Deutschland beliebt sind, so zeigt sich, dass Gen X / Baby Boomers überall sehr präsent ist, wobei die Präferenzen ganz klar auf Apps rund um die Themen Gesundheit und Medizin, Reisen, Finanzen, Nachrichten und Bücher liegen.

Die App-Präferenzen der Gen X / Babyboomer sind in allen Märkten ähnlich. Wetter, Nachrichten und Medizin erzielen in praktisch allen Ländern die höchsten Werte für die digitalen Senioren.

Digitale Senioren in China

In China gab es im Juni 123 Millionen Internetnutzer, die 60 Jahre oder älter waren. Das sind 12,2 Prozent der insgesamt 1,01 Milliarden Nutzer, wie das China Internet Network Information Center mitteilte. Etwa 26 Millionen dieser älteren Nutzer kamen im vergangenen Jahr hinzu. Die Covid-19-Pandemie habe diesen Trend gefördert. Mehr Menschen blieben länger zu Hause, um eine mögliche Infektion zu vermeiden, teilte das Zentrum mit. Und man glaubt es kaum, laut dem Nachrichtenportal people.cn surfen 30 Prozent der älteren Nutzer mehr als drei Stunden täglich im Internet, zehn Prozent sogar mehr als sechs Stunden pro Tag.

Laut einem Bericht des Londoner Marktforschungsunternehmens Euromonitor International sind ältere Menschen in Asien angesichts der COVID-19-Pandemie eher bereit, digitale Technologien zu nutzen, als ihre westlichen Altersgenossen.

Selbst das Metaverse lockt

Eine wachsende Zahl älterer Menschen in Asien wendet sich sozialen Medien, Online-Spielen und anderen Internetdiensten zu, da sie aufgrund der Pandemie mehr Zeit zu Hause verbringen, so Euromonitor in “Top 10 Global Consumer Trends 2022”. Etwa 10 % der befragten älteren Menschen in der Region gaben an, dass sie Virtual-Reality-Headsets besitzen, mit denen sie das “Metaverse” erkunden können, die wachsende Galaxie von Online-Erfahrungen, die als die nächste Stufe des Internets angepriesen wird. In Nordamerika und Europa liegt der Anteil bei etwa 2%.

Stellt sich die Frage, warum chinesische Senioren hier so aktiv unterwegs sind? Die Antwort liegt auf der Hand und ist logisch: UN-Statistiken zeigen, dass die große Mehrheit der älteren Menschen in Europa und Nordamerika allein oder nur mit ihrem Ehepartner lebt, während in vielen asiatischen Haushalten zwei oder mehr Generationen von Erwachsenen oder ein Großelternteil und mindestens eine weitere Generation leben. Da Schließungen und andere Einschränkungen aufgrund der Pandemie die Zeit, die Familien miteinander verbringen, erhöht haben, hatten viele ältere Menschen in Asien mehr Gelegenheit, von ihren Enkeln, die in einem Umfeld aufgewachsen sind, in dem Online-Sein die Norm ist, zu lernen, wie man verschiedene Apps, Technologien und Social-Media-Plattformen benutzt.

Ein Modell, das sich leider in Deutschland nicht übertragen lässt. Hier leben die älteren Menschen nur zum Teil in einem Umfeld, der das Online-Sein zulässt oder fördert.

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